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Saint-Tropez und seine Maler,
Schriftsteller, Stars und Sternchen
Nur wenigen ist bekannt, dass es die Maler
des Postimpressionismus waren, die Saint-
Tropez gewissermaßen „für die Welt ent-
deckten“. 1892 kam Paul Signac, der Be-
gründer des Pointillismus, an Bord seines
Schiffes Olympia in die Küstenstadt mit
ihrem umtriebigen Hafen. Er entschied sich
zu bleiben: „Je ne fais pas escale, je me
fixe.“ Nach und nach folgten ihm eine Rei-
he experimentierfreudiger Malerkollegen
nach, die wie Signac von dem außerge-
wöhnlichen Licht und den Farben des Sü-
dens fasziniert waren. Zu dieser Gruppe,
nicht unbedeutend für die Kunst der Mo-
derne, zählen Pierre Bonnard, Théo van
Rysselberghe, Henri Manguin, Albert Mar-
quet, Charles Camoin und kein Geringerer
als Henri Matisse. Das örtliche Musée de
l'Annonciade besitzt eine bedeutende
Sammlung aus dieser Epoche.
Bereits ein wenig in Mode kam Saint-Tro-
pez dann in den Zwanziger Jahren: Zu den
Gästen zählten unter anderem Anaïs Nin,
die Tagebuchschriftstellerin und Freundin
von Henry Miller, sowie der Filmschauspie-
ler Errol Flynn. 1925 ließ sich die Schrift-
stellerin Colette hier nieder und blieb über
zehn Jahre. Sie war begeistert von dem
„Blau, das anderswo nur in Träumen vor-
kommt“. In ihr provenzalisches Haus am
Ende der Baie des Canebiers lud sie Schrift-
stellerkollegen, Künstler und Filmemacher
ein, darunter das Multitalent Jean Cocteau.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die
„existentialistische Welle“ auch an der Côte
d'Azur an. Bedeutende Künstler aus dem
Pariser Viertel Saint-Germain-des-Prés ver-
brachten auf der Halbinsel von Saint-Tro-
pez ihren Sommer: Jean-Paul Sartre und
Simone de Beauvoir, Jacques Prévert, Bo-
ris Vian und andere. Auch eine junge Frau
war darunter, plötzlich berühmt geworden
durch ihren Roman „Bonjour tristesse“
(1954): Françoise Sagan.
Eine weitere - damals junge und unbe-
kannte - Frau steht jedoch viel mehr noch
für den Mythos Saint-Tropez in den fünfzi-
ger und sechziger Jahren: Brigitte Bardot.
1955 drehte Ehemann Roger Vadim mit ihr
den Film „Et Dieu crea la Femme“ („Und
immer lockt das Weib“), durch den beide
den internationalen Durchbruch schafften.
Vadim hatte sein Ziel erreicht: Er war jetzt
Regisseur und hatte „B.B.“ als Sexsymbol
etabliert. Die Bardot ließ sich in einem
Haus am Meer, La Madrague, nieder und
setzte ihr Leben und ihre Filmkarriere bald
ohne Vadim fort. Bis heute wohnt sie in der
Umgebung und feiert jedes Jahr eine
große Geburtstagsparty im Club Esquinade
in der Altstadt.
Françoise Sagan schrieb viel später,
1984, in ihrer autobiographischen Schrift
„Das Lächeln der Vergangenheit“ über
B.B.'s und Vadims Film, dass er „für unser
Unglück sorgte“. Sie habe in Saint-Tropez
nur ein einziges normales Jahr erlebt: „Je-
nes Jahr, als Saint-Tropez uns gehörte, jenes
Jahr, als wir die einzigen waren, die sein
Meer, seinen Strand, seine Einsamkeit und
seine Schönheit gebrauchten und miss-
brauchten ...“
Alliierten befreit. Während die Ame-
rikaner in der Bucht von Pampelonne
landeten, verminten die deutschen Be-
satzer den Hafen und sprengten die
Gebäude zum Teil in die Luft. Später
originalgetreu wieder aufgebaut, sind
diese Zerstörungen heute glücklicher-
weise kaum noch erkennbar.
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