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Auf den Platz mündet die Rue du Mar-
ché, die alte Marktstraße und heutige
Einkaufsstraße.
Über die Rue Alsace-et-Lorraine ge-
langt man zum Clemenceau-Platz, den
seit 1911 das Rathaus ziert, erbaut an
der Stelle des ehemaligen Bischofspa-
lastes. Ja, tatsächlich: Vence war früher
Bischofssitz, gegründet im 5. Jh., der
kleinste Frankreichs. Der berühmteste
dieser Bischöfe, Saint Véran (449-81),
ist in der Kathedrale begraben. Diese
stammt aus verschiedenen Bauphasen
und fällt durch ihre sehr schmale Fas-
sade von 1879 im Rokoko-Stil auf. Das
Hauptschiff ist aus romanischer Zeit,
aber schon früher, im 4. Jh., muss hier
ein erster Kirchenbau entstanden sein
an der Stelle des römischen Tempels.
Im Innern sind sehenswert der Véran-
Sarkophag aus dem 5. Jh., das Grab
des heiligen Lambert und aus der mo-
dernen Zeit ein Moses-Mosaik von
Marc Chagall.
Wer die Altstadt über die Rue Saint-
Véran verlässt, gelangt zur Porte
d'Orient, mit der man 1787 ein neues
Tor in die bis dahin geschlossene
Stadtmauer baute. Der Rückweg führt
außerhalb der Stadtmauern über die
Avenue Maurel. Ein besonders schö-
nes sakrales Bauwerk liegt außerhalb
der Altstadt an der Avenue Isnard: Die
Kapelle der Weißen Büßer besticht
vor allem durch ihr mit glasierten Zie-
geln gedecktes Dach, ein wenig orien-
talisch anmutend.
Henri Matisse (1869-1954) nach Ven-
ce aus und ließ sich in der Villa Le Rê-
ve nieder. Er ließ sich dazu überreden,
die Chapelle du Rosaire neu zu ge-
stalten, gelegen auf einem Hügel der
Stadt oberhalb des Tals der Lubiane.
1951 wurde die Kapelle vom Bischof
von Nizza und den Dominikanerinnen,
denen sie gehörte, feierlich eingeweiht.
Sie gilt als Alterswerk und Höhepunkt
im Schaffen des großen Künstlers, der
vier Jahre lang daran arbeitete.
Als Matisse den Auftrag erhielt, die-
se Kapelle zu gestalten, frotzelte Picas-
so dem Freund gegenüber, der als
nicht gläubig galt: „Warum machen
Sie nicht lieber eine Markthalle? Da
malen Sie dann Früchte und Gemüse!“
Matisse erwiderte: „Für mich ist es vor
allem ein Kunstwerk. Ich meditiere
und lasse mich ganz von dem durch-
dringen, was ich vorhabe. Ich kann
nicht sagen, ob ich glaube oder nicht.
Vielleicht bin ich eher ein Buddhist.
Wesentlich ist, dass ich in einem geisti-
gen Zustand arbeite, der dem Gebet
ähnlich ist ...“
Die Idee zur Gestaltung einer Kapel-
le scheint Matisse während eines
Krankenhausaufenthaltes in Lyon ge-
kommen zu sein, wo er von Dominika-
nerinnen gepflegt wurde. In Vence traf
er bei den Nonnen zudem seine ehe-
malige Krankenpflegerin aus Nizza
wieder, die ihm auch Modell gestan-
den hatte: Monique Bourgeois war
mittlerweile in den Orden eingetreten,
und er fühlte sich ihr gegenüber be-
sonders zu Dank verpflichtet.
Es ging Matisse darum, mit seinem
Werk eine Atmosphäre zu erschaffen,
Matisse-Kapelle
Als im Kriegsjahr 1943 die Bombar-
dierung Nizzas drohte, wich der Maler
 
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