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Als die Wölfe wiederkamen - der Wolfspark Alpha
Es war 1937, als in Frankreich der letzte
Wolf geschossen wurde und es war genau
55 Jahre später, als im Mercantour-Natio-
nalpark erstmals wieder Wölfe gesichtet
wurden. Hierbei handelte es sich um Wölfe
aus Italien, die jenseits der Grenze ihr
Glück suchten. Italien ist nämlich eines der
wenigen Länder Westeuropas, wo der Wolf
niemals verschwand. Ganz anders in Frank-
reich, wo man sich sehr darum bemühte,
diese Spezies auszurotten und wo auch
heute, nach deren Rückkehr, längst nicht
jeder die Wölfe liebt.
Zu den größten Kritikern zählen die
Schäfer, die natürlich von ihrer Warte aus
Recht haben mit ihrer ablehnenden Posi-
tion: Schließlich sind es ihre Schafe, die von
den Wölfen gerissen werden. Es handele
sich dabei jedoch nur um sehr geringe Ver-
luste, sagen andere, die der Meinung sind,
dass der Wolf ein Anrecht auf seinen natür-
lichen Lebensraum habe und im Ökosys-
tem nicht fehlen dürfe. Wie dem auch sei,
heute leben wieder 60 bis 70 wilde Wölfe
in Frankreich, 30 davon allein im Mercan-
tour-Nationalpark.
Um die Öffentlichkeit für diese Thematik
zu interessieren, hat die Stadt Saint-Martin-
Vésubie zusammen mit dem Conseil Géné-
ral die Anlage Alpha eingerichtet, einen so
genannten Scénoparc, dessen Herzstück
drei Gehege mit etwa 20 Wölfen sind. Es
handelt sich dabei allerdings nicht um „Ein-
wanderer“ aus Italien, sondern um Importe
aus Tschechien, Polen und den ehemaligen
Gebieten Jugoslawiens.
Jeden Tag, bevor der Park öffnet, gehen
Mitarbeiter die Gehege ab, um die Unver-
sehrtheit der Zäune zu überprüfen und die
Wölfe zu zählen. Tierpfleger sind dafür ver-
antwortlich, dass sie alle zwei bis drei Tage
gefüttert werden. Als Fleischfresser bekom-
men sie natürlich zu 99 % Fleisch, das ver-
bleibende Prozent besteht aus Obst und
Gemüse.
In zwei ehemaligen Kuhställen sind für
die Besucher kleine Kinos eingerichtet. An-
hand von drei sehr ansprechend gestalte-
ten Filmen, die multi-mediale Elemente in-
tegrieren, wird die Problematik der Rück-
kehr der Wölfe in die französischen Alpen
reflektiert (je 15 bis 20 Minuten Länge). Für
die Zukunft ist geplant, Alpha mit weiteren
Tiergehegen auszustatten, um den Wolf in
sein natürliches Lebensmilieu einzubetten.
Und warum der sonderbare Name Al-
pha, der wie der erste Buchstabe des grie-
chischen Alphabets klingt? Als Alpha-Tiere
werden in der Wolfswelt jene zwei Wölfe
bezeichnet, die das Rudel anführen. Als
Paar sind sie so etwas wie der Opa und die
Oma innerhalb einer Großfamilie und kom-
men bei allem an erster Stelle, eben wie
das Alpha im Alphabet.
Alpha, Le Temps du Loup, Le Scénoparc
de Saint-Martin-Vésubie, Le Boréon, Tel.
04.93.03.21.28, www.alpha-loup.com. Ge-
schlossen von Mitte November bis Mitte
Dezember und im Januar, Eintritt 9 , Kin-
der 7 . Da Alpha sich auf 1500 Metern
Höhe befindet, sollte man auf entsprechen-
de Ausrüstung (warme Kleidung, Sonnen-
schutz) achten. Der Besuch im Wolfspark
dauert rund zweieinhalb Stunden, es wird
empfohlen, im Sommer zu reservieren.
Die Wölfe haben sich französisches Ter-
ritorium zurückerobert - im Alpha-Park
ist ihre Anwesenheit nicht umstritten
 
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