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Monaco
Vertreterinnen von Europas jüngerer
Prinzessinnen-Generation haben ihr
längst den Rang auf den Titelseiten
der Klatschpresse abgelaufen.
Warum also heute nach Monaco rei-
sen? Wegen der alten Damen mit
ihren albernen Mini-Hündchen, die -
Chanel-bekleidet - immer noch um
das Kasino kreisen, als sei das Gestern
nicht vom Heute zu unterscheiden?
Oder wegen der Luxusyachten im Ha-
fen, die es längst auch anderswo gibt?
Wegen des Fürstenpalastes, in dem
viele das Sinnbild des Operettenstaa-
tes, des Scheins und der Inszenierung
sehen? Weil man hofft, Prominente zu
treffen, Steuerflüchtlinge? Oder weil
bemerkenswert ist, wie hier gebaut
wurde: zuerst in die Höhe, dann aufs
Meer, schließlich unter der Erde?
All dies ist schon erstaunlich genug,
doch gibt es noch mehr Skurrilitäten:
Der Fürst, heute heißt er Albert II.,
nennt sich wie eh und je „Seine Ehr-
würdigste Hoheit“, Son Altesse Séré-
nissime. Kaum ein anderer Ort auf der
Welt ist sicherer als sein Reich, denn
auf je 70 Einwohner kommt ein Poli-
zist, und mehr als 400 Videokameras
überwachen überall das Geschehen.
Doch damit nicht genug: Auch die
700 staatlich angestellten Gärtner sind
angewiesen, jederzeit über Merkwür-
digkeiten Bericht zu erstatten. Big Bro-
ther lässt grüßen, aber immerhin kann
man hier sorglos seine Juwelen tragen.
Und für Unterhaltung jeglicher Art
(oder heißt das „Abzocke“?) ist selbst-
verständlich gesorgt, man muss sich
nur entscheiden, ob eine Autoschau
interessanter ist als ein Puppenmuse-
Der nach dem Vatikan zweitkleinste
Staat der Welt umfasst nur 1,95 Qua-
dratkilometer und ist damit etwa halb
so groß wie der Englische Garten in
München. Aber die knapp sechzig
Banken des als Steuerparadies be-
kannten Fürstentums verwalten rund
500 Milliarden Euro auf etwa 340.000
Konten größtenteils ausländischer Be-
sitzer! Die Deutschen verbinden mit
Monaco laut Umfragen des fürstlichen
Tourismusamtes vor allem Prinzessin
Caroline, das Formel-1-Rennen und
das Kasino von Monte Carlo. Wer wei-
ter nach Klischees sucht, landet bei
Glanz und Glamour, Stars und Stern-
chen und vor allem bei Grace Kelly,
der Hollywood-Schönheit, der es ge-
lang, den feschen Fürsten Rainier zu
zähmen. Leider starb Fürstin Gracia
Patrizia tragisch und viel zu früh: Am
14. September 1982 wurde sie, mit
ihrem Rover 3500 die Corniche ent-
lang fahrend, aus einer Kurve getra-
gen. Spekulationen über die Ursache
ihres Todes haben nie aufgehört, und
viele träumen noch heute von der
Traumhochzeit des Fürsten und der
Leinwandprinzessin ...
Aber von dieser Epoche der magi-
schen Fusion von Hollywood und
Monaco, von der beide profitierten,
ist so gut wie nichts geblieben. Toch-
ter Caroline, die einen zupackenden
Welfen geheiratet hat und sich Prinzes-
sin von Hannover nennen darf, befin-
det sich zwar tapfer im Dauerstreit mit
bunten Blättern, aber auch sie ist mitt-
lerweile in die Jahre gekommen, und
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