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Die Corniches - Traumstraßen der Nostalgie
Zwischen Nizza und Menton fallen die
Ausläufer der Seealpen steil zum Meer ab.
In alten Zeiten war es nicht einfach, sich
hier fortzubewegen, der Weg war be-
schwerlich, im Winter oft unmöglich. Heu-
te sind die beiden Städte durch die drei Ri-
viera-Corniches verbunden, die mittlerwei-
le schon klassischen Wege, Traumstraßen
der Nostalgie.
Die obere, die Grande Corniche, ist zu-
gleich die älteste und bietet wegen ihrer
Höhe von bis zu 550 Metern über dem
Meeresspiegel die schönsten Ausblicke.
Über sie ist das Dorf La Turbie zu erreichen
mit seiner antiken Augustus-Trophäe sowie
der 512 Meter hohe Pass von Eze. Auf der
mittleren, der Moyenne Corniche, liegen
Eze und Beausoleil, das längst mit Monaco
zusammengewachsen ist. Vom Villefran-
che-Pass aus (150 Meter hoch) bietet sich
eine wunderbare Aussicht auf Nizza, das
Cap Ferrat und die Halbinsel von Antibes.
Die untere schließlich, die Basse Corni-
che, berührt sämtliche Küstenorte, die sich
wie Perlen an einer Kette aufreihen: Nizza,
Villefranche, Cap Ferrat, Beaulieu-sur-Mer,
Cap d'Ail, Monaco, Cap Martin und Men-
ton. Manche meinen, hier sei das Ende der
Welt erreicht, denn in Menton endet Frank-
reich und dahinter beginnt Italien ...
Drei Kaiser haben an der Grande Corni-
che gebaut, allerdings lag deren Lebenszeit
weit auseinander: Es war Napoleon I., der
die Straße aus militärischen Gründen an-
legen ließ. Sein Nachfolger Napoleon III.
baute die Höhenstraße weiter aus. Sie folgt
weitgehend der römischen Via Julia Augus-
ta, die nach Kaiser Augustus benannt war
und Rom mit Arles verband. Später Via Au-
relia genannt, genügte sie hohen, techni-
schen Standards: Sie hatte ein Fundament
aus Beton, war gepflastert, gewölbt und
2,50 Meter breit. Alle 1478 Meter stand ein
Meilenstein.
1860 wurde die Grafschaft Nizza an
Frankreich angeschlossen. Bald darauf wur-
de der Bau der unteren Corniche in Angriff
genommen, die 1881 fertig gestellt war,
erst für Kutschen, dann für eine Trambahn,
zuletzt für das Automobil. Corniche bedeu-
tet wörtlich „herausgeschält aus hartem
Material“ und tatsächlich ist speziell die un-
tere Corniche über weite Strecken in Fel-
sen gehauen, die steil ins Meer abfallen.
Aber die Investition lohnte sich, denn zu je-
ner Zeit kamen die Aristokraten und Rei-
chen Europas an die französische Riviera,
um ihr Geld auszugeben oder in den Kasi-
nos zu verspielen.
Als 1927 die mittlere Corniche einge-
weiht wurde, war auch das Fortbewegungs-
tempo auf den anderen Küstenstraßen
längst schneller geworden. Bloßes Tempo
wurde zum Selbstzweck und der Große
Preis von Monte Carlo und die jährliche
Autorallye in Monaco machen dies po-
pulär.
Der Zwergstaat und die Corniche sind
auch mit einem der größten tragischen Me-
dienereignisse des vergangenen Jahrhun-
derts verbunden: Am 14. September 1982
wurde die Fürstin Gracia Patricia von Mo-
naco in ihrem Rover 3500 aus einer Kurve
getragen.
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