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Stoffen zu wie in „Der Husar auf dem
Dach“.
Seine Sprache verlor einiges von ih-
rem lyrischen Überschwung, wurde
trockener, lapidarer, ohne deshalb we-
niger kraftvoll zu sein. Ein Realismus
zeichnete sich ab, der oft mit Stendhal
verglichen wird. Giono rückte den
Menschen in den Mittelpunkt, und
zwar nicht mehr nur als Teil seiner
Landschaft, sondern als Individuum.
Sein Blickwinkel war ein nüchterner,
oft auch skeptischer bis misstrauischer.
Giono erwarb sich mit diesen Roma-
nen großen Respekt, er blieb aber, ob-
gleich er in die Académie Goncourt
aufgenommen wurde, ein literarischer
Außenseiter.
Und er blieb auch weiterhin ein Kriti-
ker jener Militärstützpunkte, Schnell-
straßen und Hochhäuser, die seiner
stillen Hochprovence als zivilisatori-
sche Errungenschaft präsentiert wur-
den. Jean Giono starb 1970, zu früh,
als dass er hätte miterleben können,
wie seine als eigenbrötlerisch abquali-
fizierte Kritik mehr und mehr als be-
rechtigte Warnung erkannt wurde.
Dass die Aktualität des Jean Giono
eher noch zunehmen wird, ist eine so
leicht vorauszusehende wie traurige
Gewissheit.
einhundert Jahre zu spät -, aber als Er-
finder ihres Namens gilt Stéphen Lié-
geard, seines Zeichens Unterpräfekt
des Départements Vaucluse und Rei-
se-Schriftsteller. 1887 unternahm er ei-
ne Reise von Marseille nach Genua
und gab seinen Aufzeichnungen den
sehnsuchtsvollen Titel „Côte d'Azur“.
Er soll ihm erstmals in Hyères eingefal-
len sein, in der Stadt der Palmen mit
ihren vorgelagerten Inseln (mehr zum
Thema siehe Ortsbeschreibung von
Hyères im Kapitel „Toulon und die
westliche Côte d'Azur“).
Viel kritischere, aber wie immer sehr
amüsant-unterhaltsame Worte fand
Jahrzehnte später Kurt Tucholsky: „Es
gibt so viel süße Schilderungen der
französischen Riviera; sauer macht lus-
tig, warum soll man nicht einmal... Die
Riviera liegt da und sieht aus. Sie ist
die zweidimensionalste Landschaft,
die sich denken lässt: für den Küsten-
dampferpassagier ist sie ein Traum, für
den, der auf einer Klippe steht und in
die Bucht hineinsieht, ein Paradies -
man darf nur nicht in das Paradies hi-
neingehen.“
Deutlich mehr Sympathie für die
Côte d'Azur hegten Klaus und Erika
Mann, die 1931 „Das Buch von der Ri-
viera“ in der Reihe „Was nicht im
Baedeker steht“ veröffentlichten. Sie
merkten zwar an, „die größte Attrak-
tion ist das Nichtstun“, das „Dolce-far-
niente“, alle anderen Vergnügungen
seien „selten noch ungewöhnlich“.
Gleichzeitig aber gaben sie zu, dass es
Schriftsteller
an der Côte d'Azur
Die französische Riviera hat seit ihrer
touristischen Entdeckung nicht nur
viele Maler angezogen, sondern auch
ungezählte Schriftsteller. Zwar nicht
als ihr Entdecker - dafür war er rund
In Sanary lebten viele deutsche
Schriftsteller im Exil
 
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