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royalistische Tendenzen. Und tatsäch-
lich waren Mistral und nicht wenige
seiner Anhänger in den Reihen der re-
aktionären Action Française zu finden.
Die Blüte provenzalischer Literatur
von der Mitte des 19. bis zum Anfang
des 20. Jh. ist auch untrennbar verbun-
den mit Namen wie Théodore Auba-
nel („La mióugrano entre-duberto“ -
„La grenade entr'ouverte“, 1860, „Li
Fiho d'Avignon“ - „Les Filles d'Avig-
non“, 1885), Folco de Baroncelli
(„Blad de luno“ - „Blé de lune“, 1910),
Félix Gras („Li Rouge dóu Miejour“ -
„Les Rouges du Midi“, 1896) und Jo-
seph d'Arbaud („Lou lausié d'Arle“ -
„Le laurier d'Arles“, 1913, „La Caraco“
- „La Gitiane“, 1926, „La Bèstio dóu
Vacarés“ - „La Bête du Vaccarès“,
1926). Der bekannteste Dichter pro-
venzalischer Sprache unserer Zeit ist
der 1920 in Marseille geborene Max-
Philippe Delavouët („Quatre Cantico
pèr l'Age d'Or“ - „Quatre Cantiques
pour l'Age d'Or“, 1950, „Pouèmo 1-
4“ - „Poèmes 1-4“, 1971, 1977 und
1983).
von Alphonse Daudets „Briefen aus
meiner Mühle“ („Lettres de mon Mou-
lin“) erschienen vorab in der Armana
Prouvençau (1869 und 1870).
Alphonse Daudet
Ein Provenzale, der kaum je in der
Provence gelebt hat, ist Alphonse
Daudet. 1840 wurde er in Nîmes ge-
boren, wo sein Vater eine Tuchfabrik
betrieb. Als die vor der Pleite stand, in
der Zeit der Februarrevolution von
1848, zog die verarmte Familie nach
Lyon - für den Jungen aus dem Midi
schon der Norden mit seinem „ewi-
gen Nebel“.
Aus der Tristesse seiner Jugend
flüchtete sich Alphonse Daudet in
Träume und Fantasien, entwickelte ei-
ne starke Einbildungskraft und ver-
fasste erste Gedichte. Doch musste
erst der Versuch, Lehrer zu werden,
unter Spott und Gejohle der Schüler
scheitern, ehe Daudet die Schriftstel-
lerei zu seinem Berufswunsch erklärte.
Mittellos und ohne Beziehungen, nur
mit diesem einen Ziel vor Augen, ging
der 18-Jährige nach Paris, führte dort,
was man ein bohèmisches Leben zu
nennen gewohnt ist: den ewig glei-
chen Existenzkampf des armen Künst-
lers in der Metropole.
Erste Erfolge hatten Geschichten, die
er für Pariser Zeitungen schrieb, und
genau dies, das Erzählen von Ge-
schichten, entsprach auch seiner Be-
gabung - weit mehr als die Gedichte
und Theaterstücke, an denen er sich
ebenfalls versuchte. Eine Stellung als
Privatsekretär eines Herzogs erlaubte
ihm zu reisen, und mit dem Reisen
Provenzalische Literatur
in französischer Sprache
Bei aller Betonung der Verdienste des
Félibrige um die okzitanische Sprache
und Kultur wird leicht vergessen, dass
die Provence-Dichter ihre Werke oft
selbst ins Französische übersetzten
und damit Einfluss auf die französische
Literatur gewannen. So übersetzte
Mistral seine „Mireille“, Aubanel seine
„Filles d'Avignon“, und selbst einige
 
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