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etwa 20 Grad eher gering, mit Aus-
nahmen zum Beispiel im Rhônetal, wo
sich deutlich stärker abfallende Dä-
cher finden.
Um das Dach vor Windstößen und
die Fassade vor Wasser zu schützen,
findet man häufig ein eigenartiges Ge-
sims, das im übrigen Frankreich kaum
anzutreffen ist: Mehrere Reihen von
übereinander gemauerten Ziegeln
schließen die Wand nach oben hin ab.
Diese Genoise genannte Konstruktion
ist auch dekoratives Element; ihre Aus-
führung und Größe spiegelt den sozia-
len Rang und den Geldbeutel des Bau-
herrn wider.
Innerhalb der Provence gibt es eine
ganze Reihe von Bezeichnungen für
Häuser auf dem Land. Da ist zunächst
der Mas, ganz allgemein der Name für
einen einzeln liegenden Hof in der
Provence der Ebenen. Ein solcher
Mas, errichtet aus Quadersteinen, be-
steht in der Regel aus einem imposan-
ten Herrenhaus, im Sommer Wohn-
stätte des Besitzers, aus einem zweiten
Gebäude für den Pächter sowie meh-
reren Nebengebäuden wie etwa der
Schäferei, die wesentlich weniger auf-
wendig gebaut sind und in denen oft
die Bediensteten schliefen.
Die Bastide, vorrangig im Land von
Aix zu finden, ist deutlich prächtiger
und umfasst neben dem Herrenhaus,
das meist als Sommersitz diente, das
Haus des Pächters und einige Neben-
gebäude. Die Grenze zwischen Basti-
de und Schloss ist manchmal schwer
zu ziehen, verfügen doch auch die
Schlösser der Region oft über land-
wirtschaftliche Nebengebäude.
Was nun die Masse der Häuser auf
dem Land betrifft, also nicht die auf-
wendigen Mas und Bastiden, so unter-
scheiden sie sich bei einer weit-
gehenden Übereinstimmung in Bau-
weise und -material vor allem durch
Form und Aussehen. Im Bergland wird
höher gebaut, mit Dächern, die nur
aus einer einzigen Schräge bestehen
und Mauern, die unverputzten Stein
zeigen, während in der Ebene niedri-
gere Häuser mit zwei Dachschrägen
und verputzten Mauern häufiger sind.
Typisch für die gesamte Region ist,
dass ein rechteckiges Basisgebäude
ergänzt wird um verschiedene weitere
Baukörper. Sofern es sich um Häuser
innerhalb eines Dorfes handelt, fällt
generell die geringe Grundfläche von
oft nicht mehr als 25 oder 30 Quadrat-
metern auf, die durch eine ungewöhn-
liche Höhe der Häuser ausgeglichen
werden muss. Häufig beziehen Dorf-
häuser Felsen mit ein, etwa als vierte
Wand oder sogar, bei den maisons
troglodytiques, durch eine Bauweise in
den Fels hinein.
Bei frei stehenden Häusern gehören
Bäume fast mit zur Architektur: vor
dem Haus ein Schatten spendender
Baum, der aber seine Blätter im Win-
ter verliert und dann Licht und Sonne
durchlässt, also nie eine Zypresse, son-
dern meist eine Platane. Zypressen,
aber auch Ebereschen oder Feigen
pflanzte man an anderer Stelle; all die-
se Bäume haben eine rituelle, aber
auch praktische Funktion zum Schutz
des Hauses und seiner Bewohner. Die
aufwendigen Häuser trennt manchmal
eine eigene Allee von der Straße.
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