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ge, sondern seine relative Urbanität,
ja das Verschwimmen der Grenzen
zur Stadt.
Schon die Einwohnerzahl, oft zwi-
schen 2000 und 6000, deutet darauf
hin, aber auch die wirtschaftliche
Struktur mit einem hohen Anteil von
Handwerkern und Händlern, schließ-
lich die soziale Struktur mit einem
tonangebenden Großbürgertum. Vie-
le Dörfer gliedern sich, der Stadt
gleich, in reichere und ärmere Viertel,
wobei sich im 19. Jh. die mittelalter-
liche Aufteilung vielfach umzukehren
begann: Die Reichen wohnten nun
nicht mehr im oberen Teil des Dorfes,
sondern in neuen, komfortableren Sit-
zen am Rand, so, wie es heute zu
beobachten ist.
Auch in ihrer Selbstverwaltung wa-
ren die Dörfer in der Provence schon
vor der Revolution weit eigenständiger
als etwa im Norden Frankreichs. So
gab es eine ganze Reihe kommunaler
Bediensteter, etwa den Campanié, der
für den Betrieb des Campanile zustän-
dig war, oder den Gardo-aigo, der die
Bewässerungssysteme überwachte.
Ganz allgemein drückt sich darin ei-
ne hohe Wertschätzung für den öf-
fentlichen Raum aus. Das ist eine zu-
tiefst mediterrane Besonderheit, die
sich in der Provence selbst im Ortsbild
kleinster Dörfer niedergeschlagen hat.
Der gesamte öffentliche Raum mutet
hier seltsam überproportioniert an. Im
Zentrum jeder Siedlung findet sich der
Platz, dies durchaus in der Tradition
des römischen Forums als Ort von Be-
gegnung, Austausch und Diskussion.
Oft steht hier auch das Rathaus, das
bzw. es entwickelten sich Stadt- oder
Dorfteile, wie sie unterschiedlicher
nicht sein könnten. Cagnes und Ville-
neuve-Loubet sind Beispiele dafür.
Mit seinen hohen Fassaden und den
engen, oft ringförmig verlaufenden
Gassen, verbunden durch allerlei Trep-
pen und Passagen, mutet ein solches
Dorf fast städtisch an. Und in der Tat
ist die größte Eigentümlichkeit des
provenzalischen Dorfes nicht die La-
Bauweise mit Natursteinen
 
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