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4 Prinzipien der Unschärfe
In diesem Kapitel wird der Begrif der Unschärfe aus der Sicht der Ingeni-
eurgeologie diskutiert. Zuerst werden Daten und Datengruppen, ihre statis-
tischen Kennwerte und Verteilungsfunktionen vorgestellt. Darauf aubauend wird
die Optimierung des Informationsniveaus mit der Bayesschen Statistik erläutert.
Anschlie ß end folgt die Diskussion von Datenserien, wobei speziell auf die Auto-
korrelation, Kreuzkorrelation und Kreuzassoziation eingegangen wird. In diesem
Zusammenhang wird auch der Bogen von der Autokorrelation zu experimentellen
Semivariogrammen geschlagen. Ebenfalls erläutert wird die Extrapolation von Da-
tenserien mit Markowschen Ketten. Darauf folgt die Diskussion von Datenmus-
tern - Punktmuster, Linienmuster und räumliche Muster - wie der Geologe sie
zum Beispiel aus der Karteninterpretation oder der gef ü gekundlichen Trennlä-
chenansprache kennt. Auch auf fraktale Muster wird eingegangen. Wie Informati-
onen schlie ß lich regionalisiert, hinsichtlich ihres Informationsgehaltes mit einer
Kriging-Routine optimiert und in Karten visualisiert werden, ist Gegenstand des
folgenden Abschnittes. Abschlie ß end wird auf die Bedeutung der unscharfen Lo-
gik f ü r die Ingenieurgeologie eingegangen.
4.1 Unschärfe in der Ingenieurgeologie
Alle Daten, die Ingenieurgeologen im Rahmen von Geländeuntersuchungen oder im
Labor gewinnen, sind unscharf. Sie unterliegen statistischen Schwankungen und ha-
ben typische Verteilungsdichten, die aufgrund des geringen Stichprobenumfangs ot
nicht quantiiziert werden können.
Alle Modelle, die Ingenieurgeologen im Rahmen der Projektbearbeitung entwi-
ckeln, sind unscharf. Sie sind es nicht nur wegen der unvermeidlichen Messfehler,
sondern auch, weil die Beprobung stichprobenartig ist: eine Bodenprobe liefert eine
vage Punktinformation zur lokalen Ausprägung eines bestimmten Parameters, ein
geophysikalisches Proil stellt ein unscharfes, vom Interpretationsvermögen des Be-
arbeiters abhängiges Abbild der geologischen Verhältnisse dar, ein Feldversuch erfasst
nur örtlich und ungenau das räumliche Baugrundverhalten.
Alle Folgerungen, die Ingenieurgeologen aus Daten und Modellen ziehen, sind
folglich unscharf. Sie beruhen auf unsicheren Informationen, Approximationen und
Idealisierungen. Die Gefahr des Versagens eines Br ü ckenfundamentes, die Standsi-
D. D. Genske, Ingenieurgeologie, DOI 10.1007/978-3-642-55387-5_4,
 
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