Geology Reference
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In bescheidenerem Ma ß stab werden Wasserwohnprojekte bereits heute umge-
setzt, zum Beispiel mit dem Projekt Waterwoningen Ijburg in den Niederlanden, den
schwimmenden Häusern in den Tagebauseen der Internationalen Bauausstellung
F ü rst-P ü ckler-Land oder dem in einem Hafenbecken angedockten B ü ro der Interna-
tionalen Bauausstellung IBA Hamburg (Daglio 2014). Doch vielleicht lässt sich diese
Idee noch weiter spinnen: Der deutsch-französische Kultursender ARTE wies darauf
hin, dass sich in den Weltmeeren aufgrund der Corioliskrat und anderer Einl ü sse
regional bedeutsame Meereswirbel entwickeln (ARTE 2011). Dabei handelt es sich
um windschwache und nährstofarme Gebiete, die von Fischern und Segelbooten ge-
mieden werden und nur wenig erforscht sind. Im Nordpaziik bilden der Kuroshio-
Strom, der Nordpaziische Strom, der Kalifornienstrom und der Nordäquatorialstrom
den Nordpaziischen Wirbel. Bereits in den 1990er Jahren machte Charles Moore auf
gewaltige Mengen von Abfall (im wesentlichen Plastikm ü ll) aufmerksam, die sich in
diesem Meerswirbel ansammeln und enorme ökologische Schäden anrichten (Hafner
2009, Roberts 2013, Parker 2014). Die Grö ß e des Great Paciic Garbage Patch wird auf
1.5 bis 3.0 Mio. km 2 geschätzt. Der M ü ll treibt in einer durchschnittlichen Tiefe von 10
m, doch auch in 30 m Tiefe wurde noch Plastikm ü ll festgestellt. Inzwischen wurden
zwei riesige M ü llteppiche kartiert, einer zwischen Kalifornien und Hawaii, ein zweiter
zwischen Hawaii und Japan. Der Plastikm ü ll zersetzt sich nur sehr langsam und es
kann bis zu 500 Jahre dauern, bis eine Plastiklasche verschwunden ist. Dabei zerfällt
sie in immer kleinere Bestandteile und gelangt so in die Nahrungskette. Das nieder-
ländische Architekturb ü ro WHIM schlug daher vor, den schwimmenden M ü ll aufzu-
arbeiten, um daraus eine Insel in der Grö ß e von Hawaii zu bilden (Abb. 13.40, Abb.
13.41). Recycled Island soll sich selbst mit regenerativer Energie versorgen können, das
Recycling des M ü llteppichs weiter vorantreiben und neue Wohnformen bieten - f ü r
500.000 Klimal ü chtlinge.
13.4 Verantwortung
Der Ethik-Kodex der European Federation of Geologists verlangt von allen Geowissen-
schatlern, dass sie verantwortungsbewusst und gewissenhat handeln. Dies gilt f ü r
jede Art von Projekt, von der einfachen Baugrube bis hin zur Umsetzung utopischer
Ideen. Geowissenschatler haben ihr Fachgebiet als unabhängige und nur der Wahr-
heit verplichtete Wissenschat zu vertreten. Sie d ü rfen ihr Wissen nicht missbrauchen
und irref ü hrende oder die Meinung des Autraggebers unkritisch bestätigende Ex-
pertisen verfassen. Sie m ü ssen in ihren Stellungnahmen den Sachverhalt neutral und
wahrheitsgemä ß schildern und mögliche Risiken aufzeigen, auch wenn diese den In-
teressen des Autraggebers entgegenstehen. Sie d ü rfen keine Daten und Erkenntnisse,
die von anderen stammen, als ihre eigenen ausgeben. Sie sind verantwortlich f ü r das
Bild, das die Allgemeinheit von der Arbeit des Geowissenschatlers hat.
Die Praxis zeigt, dass dieser Ehrenkodex durchaus seine Berechtigung hat. Zahlreich
sind die Beispiele geowissenschatlicher Gutachten, bei denen sich der vom Aut rag-
geber gew ü nschte Efekt nicht kaschieren lässt. Besonders deutlich wird dies bei Fragen,
die auch die kommenden Generationen betrefen, wie zum Beispiel die Endlagerung
radioaktiver Abfälle, dem Fracking oder der Abscheidung und Speicherung von
Kohlendioxid unter Tage (dem Carbon Dioxide Capture and Storage CCS ).
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