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bei gleichzeitig Ressourcen schonender Bauweise vor (Abb. 13.28, Abb. 13.29). In
Kombination mit den wirtschatlichen Impulsen, die vom neuen Stadtteilzentrum
f ü r die durch Arbeitslosigkeit geprägte Region ausgehen, wurde das Projekt Mont
Cenis zu einem der bedeutendsten Projekte der Internationalen Bauausstellung IBA
Emscher Park. Im Kleinen lässt sich hier der Strukturwandel nachvollziehen, den das
Ruhrgebiet seit der Kohle- und Stahlkrise prägt. Das Akademiegebäude dominiert
das 26 Hektar gro ß e Gelände. Es zeichnet sich durch folgende Besonderheiten aus
(Genske 2003a):
Eine „mikroklimatische“ Glash ü lle umschlie ß t den 15 Meter hohen, 176 Meter
langen und 72 Meter breiten Raum, in dem sich neben der Fortbildungsakademie
noch eine Bibliothek, ein Hotel, Verwaltungsgebäude und Freizeitbereiche beinden.
Das auf das Forschungsprogramm JOULE der Europäischen Gemeinschat zur ü ck-
gehende Konzept ermöglicht eine „klimatische Verschiebung“, die zu mediterranen
Innenraumtemperaturen f ü hrt oder in Zahlen ausgedr ü ckt zu einer Reduktion der
Heizkosten von 23%, was einer Reduktion von 18% der CO 2 -Emissionen entspricht.
Als Dach des Glashauses dient ein 1 MW Peak-Solarkratwerk. Mit 10000 m 2 Pho-
tovoltaik-Modulen ist es bei der Schl ü ssel ü bergabe 1999 das grö ß te dachgest ü tzte
Solarkratwerk der Welt. Die Solarzellen erzeugen mehr Energie, als das Akademie-
gebäude verbrauchen kann. Sie sind wolkenförmig angeordnet, um so bestimmte
Bereiche innerhalb des Bauwerks gezielt zu beschatten. Dadurch entsteht ein ange-
nehmes, ausgeglichenes Raumklima.
Das auf die Glash ü lle niedergehende Regenwasser wird gesammelt und dient als
Grauwasser Reinigungszwecken und der Bewässerung der Planzen.
Zum Bau der Halle wurde neben Beton und Glas auch Holz verwendet. Dabei han-
delt es sich um einheimische (sauerländische) Fichten. Die Wahl der Baustofe un-
terstreicht das ökologisch ausgewogene Konzept.
Neben dem Akademiegebäude wurde ein ebenfalls bemerkenswerter Energiepark
eingerichtet. Hier wird das aus den benachbarten, aufgegebenen Schächten austretende
Grubengas in Elektrizität und Wärme umgewandelt. Im Ruhrgebiet treten jährlich
etwa 120 Millionen Kubikmeter Grubengas aus alten Bergwerken aus. Diese Gasmenge
entspricht etwa 100000 Tonnen Erdöl. In Mont Cenis wurde diese Energiequelle zum
ersten Mal genutzt: Die grubengasbetriebenen Blockheizkratwerke erzeugen nach
Angaben der Stadtwerke Herne zusammen 9000 MWh Strom und 120000 MWh
Wärme pro Jahr. Etwa 60000 Tonnen des Treibhausgases CO 2 werden somit jährlich
vermieden. Das urspr ü ngliche Investitionsvolumen betrug 110 Millionen Euro,
inklusive der Unterst ü tzung, die das Projekt von EU-Strukturfonds erhielt.
Aus den beschriebenen Beispielen wird deutlich, wie vielfältig die Optionen
der regenerativen Energieerzeugung sind und welche Möglichkeiten sie bieten.
Zu den klassischen ingenieurgeologischen Problemstellungen kommen neue
Herausforderungen. Mont Cenis steht beispielhat f ü r diese neuen Aufgabenfelder,
die sich der Ingenieurgeologie im 21. Jahrhundert erschlie ß en. Es sind spannende
Fragestellungen, die auf dem Fundament der traditionellen Ingenieurgeologie
aubauen und neue Chancen eröfnen, um eine lebenswerte Welt zu schafen, in der
sich der Mensch als Teil der ihn umgebenden Natur versteht und mit ihr im Einklang
lebt.
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