Geology Reference
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Wiedernutzung geeignet und muss gereinigt oder deponiert werden.
Wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt veröfentlichten Ernst Ulrich von
Weizsäcker, Armory B. Lovins und L. Hunter Lovins 1997 ihren viel beachteten Neuen
Bericht an den Club of Rome : „Faktor Vier, doppelter Wohlstand bei halbiertem
Naturverbrauch“ (Weizsäcker et al. 1996). Das Buch schlie ß t an die „Grenzen des
Wachstums“ von Donella Meadows, Jorgen Randers und Dennis Meadows an und
erläutert anhand von 50 Praxisbeispielen, wie Naturressourcen mindestens viermal
besser genutzt werden können und gleichzeitig Wohlstand f ü r alle geschafen wird.
Von diesen beeindruckenden Beispielen der Eizienzrevolution sollen zwei kurz
vorgestellt werden.
Beispiele der Efizienzrevolution
In den 1990er Jahren beschloss man in Oakalla (Kanada), ein Gefängnisgebäude
abzurei ß en. Dabei handelte es sich um ein 24 x 46 m gro ß es Betongebäude mit einer
Innenverkleidung aus Holz und Spannplatten und vergitterten Fenstern. Das mit dem
Abriss betraute Staatsunternehmen schrieb einen „umweltgerechten“ Abriss aus: Die
Anbieter mussten zwei Preise angeben, einen f ü r den herkömmlichen Abriss und
einen f ü r einen Abriss mit maximaler Materialwiederverwendung. Ausgelobt wurde
ein Anbieter, der den Abriss mit Materialwiederverwendung um 24% kosteng ü nstiger
ansetzte. Während der Abrissarbeiten wurde der Bauschutt nach Betonbausteinen,
Holzbalken, Spannplatten, Fenstern, Metallen, Dachkies und Dachpappe getrennt.
All diese Stofe konnten wieder verwendet werden. Vom gesamten Abbruchmaterial
landeten gerade mal 5% auf der Deponie. Zwar war der Abriss arbeitsintensiver, aber
der Verkauf der Recyclingmaterialen konnte die Mehrkosten ausgleichen (Weizsäcker
et al. 1996). Inzwischen ist die Wiederverwendung von Abrissmaterial allgemein
anerkannte Praxis auch in Deutschland. Bodenbörsen haben sich etabliert, die eine
Vermarktung von Aushub- und Abrissmaterial erleichtern.
Ein zweites Beispiel befasst sich mit dem Materialeinsatz bei der Unterfangung eines
Gebäudes, neben dem eine Baugrube auszuschachten war. Dabei diente als Messwert
der Materialeinsatz pro Serviceeinheit (MIPS) , wobei die Serviceeinheit die Erstellung
der Unterfangung war. Ein MIPS ist ein Ma ß f ü r den Naturverbrauch eines Produktes
und entspricht somit der Umweltbelastung. Das Konzept wurde von Friedrich
Schmidt-Bleek am Wuppertal-Institut entwickelt (Schmidt-Bleek 1992). In der Studie
wurden f ü nf Varianten der Unterfangung verglichen: Eine Hochdruckinjektion, ein
Mikropfahlsystem, eine Bodenvernagelung, eine Schlitzwand und eine Bohrpfahlwand.
Verglichen wurden der Massenumsatz f ü r den Unterfangungskörper, der Material-
einsatz, der Prozesswassereinsatz und der Pressluteinsatz. Die Analyse zeigte, dass
die Bodenvernagelung und die Bohrpfahlwand aus Sicht der Ressourceneizienz die
g ü nstigsten Varianten sind (Weizsäcker et al. 1996). Anzumerken bleibt, dass der
Materialeinsatz nat ü rlich nur ein Aspekt darstellt. Der gesamte ökologische Rucksack
der Ma ß nahme beinhaltet noch weitere Komponenten.
Die Bundesregierung hat sich inzwischen im Rahmen der Nationalen Nachhal-
tig keitsstrategie dazu verplichtet, die Rohstofproduktivität , also die Eizienz des
Einsatzes abiotischer Materialien zur Erwirtschatung des Bruttoinlandsproduktes
(BIP), bis 2020 im Vergleich zu 1994 zu verdoppeln. 2012 hat sie zusätzlich das
Ressourceneizienzprogramm ProgRess verabschiedet. Danach soll die Entnahme
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