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birges im Grenzzustand. Die Linie A-B markiert einen zu fr ü hen Ausbau des Gebirges,
bei dem die Verformungen zwar gering sind, der notwendige Ausbauwiderstand zur
Stabilisierung des Systems jedoch zu gro ß ist. Der Hohlraumausbau wäre somit zu
steif bemessen. Die Linie C-D markiert einen zu späten Ausbau: hier sind sowohl die
Verformungen als auch der notwendige Ausbauwiderstand zu gro ß . Eine Minimie-
rung der Verformungen bei gleichzeitiger Minimierung des Ausbauwiderstandes wird
mit der Linie E-F (f ü r einen weicheren Ausbau) angezeigt. Die Analyse macht deutlich,
dass durch die Beobachtung des Gebirges der Ausbau optimal gewählt werden kann.
Der Gedanke, die Beobachtung der Deformation des Gebirges f ü r die Bemessung
des Ausbaus zu nutzen, ist integraler Bestandteil der Neuen Österreichischen Tunnel-
bauweise NÖT . Bei der NÖT handelt es sich nicht nur um eine Bauweise im engeren
Sinne, sondern um ein ausgewogenes und lexibles Entwurfskonzept. Sie wurde in den
1950er und 1960er Jahren von Rabcewicz (1963), Pacher (1964), M ü ller (1978) u.a.
entwickelt und unterscheidet sich von der alten, konventionellen Österreichischen
Tunnelbauweise (Szechy 1973). Die NÖT stellt einen bedeutenden Meilenstein in der
Entwicklung des Hohlraumbaus dar und fu ß t auf einer Reihe von Prinzipien, von de-
nen die wichtigsten sind (Bieniawski 1984, ÖIAV 1980):
Die Mobilisierung des Gebirges als tragendes Bauteil eines Felshohlraums.
Der Erhalt der urspr ü nglichen Festigkeit des Gebirges durch Reduktion der Defor-
mation am Ausbruchrand.
Die Messung der Deformation zur rechtzeitigen Einbringung eines optimalen Ver-
baus, der weder zu steif noch zu lexibel ist.
Die Anwendung von Spritzbeton zur kratschl ü ssigen Sicherung des Gebirges.
Der d ü nnschalige, lexible Ausbau des Hohlraums.
Der Grundgedanke ist also, den Gebirgsdruck erst gar nicht entstehen zu lassen, in-
Abb. 12.43 Gebirgsdruck bzw. Ausbauwiderstand als Funktion der Deformation (nach Deere et al.
1970, ergänzt). Die Linie E-F definiert den optimierten Ausbau.
 
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