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Abb. 12.7 Die Cornwall-Brücke vor und nach der Katastrophe (1898, Quelle unbekannt).
Mitunter ist die Standsicherheit eines Bauwerks noch während der Bauzeit nicht gege-
ben. Am 1. Oktober 1898 berichtet der Scientiic American , dass eine Br ü cke ü ber den
St. Lawrence Fluss in der kanadischen Provinz Ontario plötzlich und ohne erkennba-
ren Grund eingest ü rzt ist. Die im Bau beindliche Konstruktion war fast vollendet, als
zwei Drittel ihrer Länge einbricht und die Arbeiter in die Tiefe zieht (Abb. 12.7). 16
von ihnen werden schwer verletzt, 15 von ihnen kommen ums Leben.
Die Br ü cke wurde von den erfahrenen Ingenieuren der New York und Ottawa Rail-
way Company entworfen. Ihre Statik haben die Pr ü fstatiker der kanadischen Regie-
rung kontrolliert und genehmigt. Augenzeugen berichten, wie einer der vier Pfeiler
ohne Vorwarnung nachgab, worauhin das Br ü ckenfachwerk in den Fluss st ü rzte.
Der St. Lawrence Fluss ist an dieser Stelle 10-13 m tief, die Flie ß geschwindigkeit
beträgt hier 8-13 km/h. Während des Baus des Pfeilers inspizierten Taucher den
Gr ü ndungsbereich. Anhand der Bodenproben und der Berichte der Taucher war zu
folgern, dass der Untergrund aus Ton besteht, der von Flussgeröllen bedeckt ist. Das
Br ü ckenfundament wurde wegen der starken Strömung und um Kosten zu sparen
nicht eingegraben oder mit Pfählen in den Boden eingebunden, sondern direkt auf
das Flussbett gelegt. Da die Unfallstelle von Tr ü mmern bedeckt war, konnte die Ursa-
che des Ungl ü cks nicht rekonstruiert werden.
Wahrscheinlich ist aber, dass die Strömung einen Teil der Gr ü ndungsläche un-
tersp ü lt hat, ein Vorgang, der auch als Kolken bezeichnet wird. Die Last des Pfeilers
musste also auf einer kleineren Fläche in den Untergrund weitergegeben werden, der
aus wassergesättigten Tonen besteht. Dies verursachte einen Anstieg der Spannungen
in der Gr ü ndungsfuge, die schlie ß lich so gro ß wurden, dass der Boden unter dem
Fundament plötzlich nachgab und auswich. Dieser Vorgang wird als Grundbruch be-
zeichnen.
Ein Grundbruch kann sich unter jeder Art von Bauwerk ereignen. Mitunter f ü hrt
auch eine Veränderung der Festigkeit des Bodens zum Versinken von Bauwerken, wie
das Beispiel der Kawagishi-cho Apartmenthäuser zeigt.
Am 16. Juni 1964 wird Japan von einem Erdbeben der Stärke 7.5 heimgesucht. Be-
sonders betrofen ist die K ü stenstadt Niigata auf der Hauptinsel Honshu. Der Boden
besteht hier aus locker gelagerten, wassergesättigten Sanden und Schlufen. Infolge der
dynamischen Beanspruchung verliert der Boden vielerorts seine Festigkeit. In einigen
Bereichen kommt es zur Bodenverl ü ssigung (Liquiizierung) . Auch der Boden am
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