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Trotz dieser beunruhigenden Erkenntnisse wurde eine weitere Reihe von Häusern
errichtet. Nach anhaltenden Regenfällen kam es schlie ß lich am 25. Juli 1967 zu ei-
nem 8 m tiefen Erdfall im Bereich einer Zufahrtsstra ß e. Am 12. Dezember des glei-
chen Jahres bricht erneut eine Stra ß e ein und kurz darauf zerstört ein 6 m breiter und
9 m tiefer Tagesbruch das Haus Nr. 9. Nun wird das Gelände von der Gemeinde als
Bergsenkungsgebiet erkannt. Den Anwohnern wird nahe gelegt, Jacqueline Close zu
verlassen.
Zusammen mit der Speläologischen Gesellschat von Chelsea versuchen die noch
verbliebenen Anwohner die Ausdehnung des verlassenen Bergwerks zu kartieren. Ih-
nen wird klar, dass nicht nur Jacqueline Close, sondern auch das benachbarte Kran-
kenhaus betrofen ist. Ingenieurgeologische Untersuchungen und geophysikalische
Messungen im Jahre 1970 zeigen zudem, dass zusätzlich mit untertägigen Hohlräu-
men nordöstlich des Geländes zu rechnen ist (Abb. 11.18). 1976 entschlie ß t sich die
Gemeinde, das Gelände aufzukaufen und alle Gebäude abzurei ß en, bis auf die Wä-
scherei des Krankenhauses, deren Fundament aufwendig saniert wird. Jacqueline Clo-
se muss bis auf das anstehende Gebirge ausgehoben werden, dessen Oberläche mit
Geokunstofen bewehrt und mit Boden bedeckt wird. Das gesamte Gelände wird zum
Naturschutzgebiet erklärt. Noch heute werden die Bodenbewegungen gemessen, um
mögliche Bergsenkungen vorhersagen zu können.
Dieses Beispiel zeigt anschaulich, wie die Entwicklung eines Stadtviertels durch
längst aufgegebenen Bergbau behindert werden kann. Mitunter stellt das Abräumen
des Deckgebirges und das Ausräumen des Bergwerks die einzige wirksame Sanie-
rungsma ß nahme dar. Dies ist nat ü rlich nur bei oberlächennahem Abbau möglich.
Im Vergleich zu modernen Abbaufeldern stellt sich der Fall von Jacqueline Clo-
se als noch ü berschaubares Problem dar. Im Witbank-Kohlerevier in S ü dafrika zum
Beispiel sind nicht nur einige Stra ß enz ü ge betrofen, denn hier f ü hrte der Örter- und
Kammerbau zur W ü stung ganzer Landstriche. Allein im Gebiet des Bergwerks von
Middelburg in der Mpumalanga Provinz wurden etwa 1700 ha untergraben. Auf ei-
ner Fläche von 215 ha wurde der Ausbau geraubt, so dass es bereits zu Nachbr ü chen
gekommen ist. Ähnliche Abbaufelder inden sich ü berall, wo Rohstofe gefunden und
untertägig ausgebeutet wurden. Sie werden von den nächsten Generationen nicht
mehr besiedelt werden können.
Strebbau
Mit einem Streb werden lözartige Lagerstätten, insbesondere Kohlelöze, abgebaut
(longwall mining) . Ein Streb verbindet zwei in Abbaurichtung getriebene Abbaustre-
cken. Er ist mehrere 100 m lang und bis zu 6 m breit. Entlang des Strebs wird der abzu-
bauende Rohstof schälend (mit Hobel) oder schneidend (mit Schrämmer) gewonnen.
Die Abbaustrecken werden entweder vor dem eigentlichen Abbau (R ü ckbau) oder mit
dem Abbau vorgetrieben (Vorbau).
Mit Abbaufortschritt wandert der Strebraum in Abbaurichtung und lässt einen
Hohlraum zur ü ck, der als „Alter Mann“ (goaf) bezeichnet wird. Er wird aus Kosten-
gr ü nden in der Regel ofen gelassen und verbricht im Laufe der Zeit (Abb. 11.19). Dies
hat eine reguläre Bergsenkung an der Tagesoberläche zur Folge. Da der Grundwasser-
spiegel relativ zum Gelände ansteigt, kommt es zur Bildung von Feuchtgebieten und
Bergsenkungsseen (Abb. 11.20). An Gebäuden entstehen Risse, die ihre Gebrauchs-
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