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Bedeutung. Aus den Statistiken ist bekannt, dass es insbesondere nach lang anhal-
tenden Regenfällen und während der Schneeschmelze zu Hangbewegungen kommt.
Aber auch die vom Menschen verursachte Manipulation des nat ü rlichen Bergwasser-
spiegels kann zu katastrophalen Rutschungen f ü hren, wie Heitfeld (1991) am Beispiel
der Vajont Talsperre in den italienischen Alpen eindr ü cklich beschreibt (siehe auch
Broili 1967, Ghirotti M, Semenza E 2006, Helmstetter et al. 2004, M ü ller 1964, Petley
& Petley 2006):
„Hierbei handelt es sich um eine ... Bogenstaumauer, die 1960 fertiggestellt
wurde. Die Sperre ist auf eine Wechselfolge kalkiger und toniger Lockerge-
steine der Dogger-Malm Formation gegr ü ndet (Abb. 10.28). An den Stauraumhän-
gen treten noch kretazische Gesteinsserien hinzu. ... Während des 1. Aufstaus be-
merkte man (Okt. 1960), dass sich am linken Hangbereich eine Felsmasse von ca.
700000 m 3 mit einer Geschwindigkeit von 4 cm/Tag bewegte (Abb. 10.29). ... Der
Stauspiegel wurde abgesenkt und nach einigen Wochen stellte man keine Kriechbe-
wegungen mehr fest. Im Jahre 1962 wurde der Stauspiegel, nach dem Bau eines Si-
cherungsstollens um die Rutschzone, erneut angehoben. Am Hang setzten wieder
Kriechbewegungen von 0.2 cm/Tag ein, die sich bei weiterem Aufstau auf ca. 1.5 cm/
Tag erhöhten. Der Stauspiegel wurde abermals gesenkt und nach 4 Monaten waren
keine Hangbewegungen mehr messbar. Im Sommer 1963 erhöhte man den Stau-
spiegel bis 50 m unterhalb der Krone. Gleichzeitig setzte das Hangkriechen wieder
ein; zunächst mit 1 cm/Tag. Eine Absenkung des Wasserspiegels konnte die Hang-
bewegung nicht mehr zum Stillstand bringen. Die Geschwindigkeit stieg auf 20 cm/
Tag am Tag vor der Katastrophe an. Im Oktober 1963 rutschten dann plötzlich 250
Mio. m 3 Gestein vom Hang des Monte Toc mit einer vermutlichen (r ü ckgerechne-
ten) Geschwindigkeit von 25 m/s in das Staubecken (Abb. 10.30). Durch die
Rutschung wurden 40 Mio. m 3 Wasser aus dem Staubecken ü ber die Sperrkrone
gedr ü ckt und ergossen sich in das Piave-Tal. Die Stadt Longarone und 3 andere Orte
wurden vollständig zerstört. ... Mehr als 2000 Menschen kamen ums Leben ...“
(Heitfeld 1991)
Dieses Beispiel und die Beispiele aus den vorhergehenden Abschnitten zeigen, dass
Hangbewegungen auf verschiedene Weise ausgelöst und nach unterschiedlichen Me-
chanismen ablaufen können. Als wichtigste Trigger lassen sich res ü mieren:
Die Veränderung der hydraulischen Verhältnisse in der Böschung, ausgelöst durch
hetige Regenfälle oder eine Veränderung des Bergwasserspiegels. Mit dem Anstieg
des Poren- und Klutwasserdrucks reduzieren sich die efektiven Spannungen und
die Scherfestigkeit potenzieller Gleitlächen nimmt ab.
Die Reduktion der Festigkeit des Gebirges infolge Verwitterung oder Durchfeuch-
tung.
Der Eingrif in die Geometrie der Böschung, zum Beispiel infolge der Erosion des
Hangfu ß es oder anthropogener Einl ü sse wie dem Abbau von Rohstofen oder dem
Anschnitt des Hangs im Zuge von Bauma ß nahmen.
Dynamische Einwirkungen in Form von Erdbeben oder Sprengungen.
Die Belastung der Böschungskrone durch Bauwerke und Aufsch ü ttungen.
Dr ü cke aus der Expansion quellfähiger Mineralien, Eisdr ü cke etc.
 
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