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reich dokumentierten geomorphologischen Spuren rekonstruiert werden muss. Selbst
nach einer detaillierten Erkundung der geologischen Verhältnisse bleiben ot viele
Fragen ofen.
Vor 9000-10000 Jahren rutschten nach dem R ü ckzug der letzten eiszeitlichen
Gletscher westlich des heutigen Flims (Kanton Graub ü nden, Schweiz) etwa 10 km 3
jurassischen Kalksteins in das Oberrheintal. Das Schichtpaket war vermutlich 800 m
mächtig und versch ü ttete eine Fläche von 51 km 2 . Die Schuttmassen versperrten den
Talausgang, so dass sich ein bis zu 600 m tiefer See bildete, dessen Erstreckung noch
heute anhand von Seetonen nachweisbar ist. Der Flimser Bergsturz ist einer der grö ß -
ten post-pleistozänen Hangbewegungen in Zentraleuropa. Nach der Hauptbewegung
kam es immer wieder zu Rutschungen, Bergst ü rzen und Schuttströmen, so dass die
Rekonstruktion des urspr ü nglichen Rutschungsablaufs bis heute noch nicht vollstän-
dig geklärt ist (Poschinger et al. 2006). Die Bergsturzlandschat von Flims und Rei-
chenau-Domleschg zeichnet sich heute durch Abrisskanten, helle Kalksteinaufschl ü s-
se, kompakte Bergsturzmassen, chaotisch gelagerte Blöcke aus (Abb. 10.26). Die sich
nach dem Bergsturz gebildeten Seen sind zum Teil ü ber Karstsysteme untereinander
verbunden. Die geologische Karte (Abb. 10.27) zeigt das Ausma ß des Bergsturzes, der
den Vorderrhein zum Ilanzer See aufstaute. Nach einigen Jahren brach der Bergsturz-
damm und eine gewaltige Flutwelle ergoss sich bis zum Bodensee. Dabei entstand
das Ruinaulta-Tal, ein geomorphologisch bemerkenswertes Zeugnis des Ilanzer Aus-
bruchs.
Abb. 10.27 Geologische Kartenskizze der Bergsturzlandschat von Flims und Reichenau-Domleschg
(vereinfacht nach W.K. Nabholz 1975, Bull. VSP 42/101).
 
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