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10 Böschungen
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Rolle der Ingenieurgeologie bei der Be-
urteilung von Hangbewegungen und deren Stabilisierung. Zunächst werden
Phänomene und Mechanismen der Hangbewegung vorgestellt. Im Einzelnen wird
auf die Bewegungsmechanismen Gleiten, Kippen, Knicken, Abscheren, Fallen,
Flie
ß
en und Kriechen eingegangen. Ebenfalls besprochen werden Sekundärefekte
wie Bergsturzdämme und Bergsturz-Tsunamis. Weiterhin werden die Ursachen
von Hangbewegungen - deren Trigger - beleuchtet. Darauf aubauend werden Me-
thoden der Standsicherheitsanalyse f
ü
r die verschiedenen Versagensmechanismen
vorgestellt. Schlie
ß
lich werden Ma
ß
nahmen der Sicherung und Stabilisierung dis-
kutiert. Dabei wird zunächst auf die Kartierung des Hangs und die Eingrenzung
problematischer Bereiche sowie deren Monitoring eingegangen. Anschlie
ß
end
werden Schutzma
ß
nahmen wie Sicherheits- und Ausrollzonen, Netze, Zäune, Bar-
rieren und Galerien vorgestellt. Schlie
ß
lich werden Strategien der Stabilisierung
diskutiert wie die Drainage des Hangs, die Anpassung des Reliefs, die gebirgskom-
patible Böschungsausbildung sowie konstruktive Ma
ß
nahmen wie Nägel, Anker,
Spritzbeton, Verbaue, Gabionen, bewehrte Erde und St
ü
tzwände.
10.1 Phänomene
Am 16. Juli 1989 um 15.20 Uhr löst sich in der Nähe der japanischen Stadt Fukui ein
etwa 100 m
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gro
ß
er Gebirgskörper aus einer Böschung. Am Fu
ß
der Böschung ver-
läut die K
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stenstra
ß
e 305 entlang des Japanischen Meers. In diesem Bereich ist sie
durch eine Steinschlaggalerie gesichert (Abb. 10.1, 10.2). Der Gebirgskörper st
ü
rzt aus
einer Höhe von etwa 20 m auf diese Galerie und zerschlägt sie. In diesem Augenblick
passiert ein Bus den Ungl
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cksort. Alle f
ü
nfzehn Reisenden verlieren ihr Leben. Es
gab keine sichtbaren Zeichen einer Destabilisierung vor dem Ungl
ü
ck. Die Böschung
versagte plötzlich, ohne Vorwarnung. Ungewöhnlich sind allenfalls die hetigen Re-
genfälle, die seit Tagen die Region heimsuchen.
Nach dem Vorfall wird eine ingenieurgeologische Untersuchung angeordnet. Die
Böschung besteht aus verfestigten Schichten pyroklastischer Gesteine (vulkanische