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... da bald ein Meer ist, wo vorher ein Fluss war, bald sich Berge erheben, wo vor-
her Täler sich vertiet hatten ... Aber in dem allem möchte ich nichts Gewaltsames
zugeben, sondern einen ganz und gar nur nat ü rlichen Verlauf erkennen. Denn ich
nenne nur dasjenige gewaltsam, was au ß erhalb der Schranken der Natur oder gar
gegen sie geschieht (nach Blei 1981).
F ü r Giordano Bruno f ü hrte diese Erkenntnis neben anderen, uns heute selbstver-
ständlich erscheinenden Einsichten am 17. Februar des Jahres 1600 zum Scheiterhau-
fen der römischen Inquisitoren, die an der biblischen Schöpfungsgeschichte Wort f ü r
Wort und co · te que co · te festzuhalten ihre traurige Plicht vermeinten.
Dessen ungeachtet beschrieb noch im 17. Jahrhundert der dänische Arzt, heo-
loge und Naturforscher Niels Stensen (1638-1686, Abb. 2.1) in seiner Arbeit De soli-
do intra solidum naturaliter contento dissertationis prodromus (Steno 1669), erst 1923
ins Deutsch ü bersetzt (Stensen 1967), die geologische Methodik, vom gegenwärtigen
Zustand eines Gegenstandes auf seinen fr ü heren Zustand zu schlie ß en, indem „[...]
quomodo praesens alicuius rei status statum praeteritum rei detergit“ (Steno 1669: 7).
Dieses aliquid stat pro aliquo zu entschl ü sseln, den Code zu knacken, der das Vergan-
gene im Gegenwärtigen birgt, ist die Aufgabe des Geologen und des Paläontologen
(Genske & Hess-L ü ttich 1998: 133-134).
Rund hundert Jahre später schrieb Abraham Gottlob Werner (1749-1817, Abb. 2.1),
Inspektor und Lehrer der Mineralogie an der neu gegr ü ndeten Freiberger Bergakade-
mie:
Soweit uns der feste Erdkörper von seiner Oberläche her bekannt ist, zeigt er sich
uns als Kind der Zeit, als Resultat nat ü rlicher Wirkungen ... Welchem Naturkun-
digen, welchem Geognosten wäre unbekannt, - wie die Fluten tagtäglich Gebirgs-
massen zu Sand und Geschiebe zermalmen und dadurch neuen Gebirgsaubau
bewirken, - welche Menge Erd- und andere Teile die Ströme st ü ndlich ins Meer
f ü hren, - wie in den Meeren von Zeit zu Zeit mächtige Korallen und Muschelscha-
lenbänke entstehen, - wie feuerspeiende Berge Asche und Gesteinsst ü cke auswer-
fen und anhäufen, und Laven ausströmen. ... Diese tagtägliche Wirkung der Natur
... mu ß der nach Wahrheit begierige Geognost studieren (n. Hölder 2008: 40).
Abb. 2.1 Niels Stensen, auch Nicolaus Steno (1638-1686), Abraham Gottlob Werner (1749-1817),
Charles Lyell (1797-1875).
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