Geology Reference
In-Depth Information
Falls eine Gefährdung ins Auge fällt, zum Beispiel eine drohende Rutschung oder
ein undichter Öltank, ist der Ingenieurgeologe in der Meldeplicht und muss unver-
z ü glich, ohne R ü cksicht auf den weiteren Verlauf des Projekts, bei der Projektleitung
und den zuständigen Ordnungsbehörden die Gefährdung anzeigen. Die Meldeplicht
gilt ü brigens grundsätzlich in jeder Phase der ingenieurgeologischen Erkundung,
selbst au ß erhalb eines genehmigten Autrags, da der Ingenieurgeologe als Fachmann
nicht nur das öfentliche Vertrauen genie ß t, sondern auch eine öfentliche Verantwor-
tung trägt.
Die Übersichtskartierung vervollständigt die zu Beginn der Projektarbeit erstellte
Status quo -Karte, die den aktuellen Zustand vor Projektbeginn beschreibt. Mit jedem
weiteren Arbeitsschritt wird sie ergänzt und aktualisiert. Sie ist Grundlage f ü r die nun
folgenden thematischen Kartierungen . Auf der Grundlage der Übersichtskartierung
wird geklärt, welche Aspekte zur weiteren Projektbearbeitung detaillierter zu unter-
suchen und kartograisch zu erfassen sind. Eine bestimmte, nicht tragfähige Bodenart
kann zum Beispiel von Interesse sein oder die Orientierung von Trennlächen im an-
stehenden Gebirge oder die Tiefe zum Grundwasserspiegel.
Die thematische Erkundung und Deutung des Projektgebietes wird in ingenieurgeolo-
gischer Terminologie als Ansprache bezeichnet. Im Folgenden wird die Ansprache der
geomorphologischen Verhältnisse, der Böden, des anstehenden Gebirges, der Flora
und Fauna sowie der anthropogenen Überprägung vorgestellt. Diese Liste ist sicher
nicht vollständig und ist, je nach den Anforderungen des Projekts, zu ergänzen.
6.2.2 Ansprachen
Geomorphologische Ansprache
Die geomorphologische Ansprache leistet einen wichtigen, manchmal entscheidenden
Beitrag bei der Erstellung eines geologischen Modells. Im Rahmen der geomorpho-
logischen Aufnahme wird die Vielfalt der Landformen innerhalb des Projektgebiets
analysiert, beschrieben, hinsichtlich ihrer Entstehung erläutert und durch Karten und
Proile verdeutlicht (Abb. 6.21). Der Geomorphologe st ü tzt sich dabei auf die Kennt-
nis der landschatsformenden (exogenen) Kräte, insbesondere der Wechselwirkung
von Verwitterung, Erosion und Transport.
Fluviatile, glaziale und äolische Prozesse hinterlassen eine F ü lle von Landformen,
die sich zeitlich und räumlich ü berlagern. Ihre Rekonstruktion und die Herleitung
der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entstehung erlauben R ü ckschl ü sse auf den Aubau
des Untergrunds. Der Geomorphologe deutet die Entstehungsgeschichte einer Land-
schat, beschreibt ihre Elemente und erfasst sie kartograisch. Arbeitsmittel sind dabei
topograische Karten, geologische Karten und Lutbilder, die vor und während der
geomorphologischen Geländearbeit ausgewertet werden.
Im Rahmen der ingenieurgeologischen Kartierung kommt dem Geomorphologen
die Aufgabe zu, in enger Zusammenarbeit mit dem Ingenieurgeologen jene Land-
formen detailliert zu untersuchen, die f ü r das Projekt von Bedeutung sind. Bei einer
Baugrunduntersuchung sind zum Beispiel die Beschafenheit der oberlächennahen
Sedimente und die Tiefe zum anstehenden Festgestein von Bedeutung. Geht es dage-
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