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Daraufhin versuchten ca. 3000 Mann,
das Hindernis über die Wiesen zu um-
gehen, die aber teilweise unter Wasser
standen und völlig aufgeweicht waren.
Die Bauern, nun richtig mutig, zogen
Helme, Stiefel und Kleidung aus und
stürzten sich halbnackt auf den Gegner.
Halbnackt! Im Februar!! Gleichzeitig
öffneten Deichwarte die Siele, setzten die
Wiesen so endgültig unter Wasser. Die
abgehärteten Bauern kannten das Gelän-
de besser, sprangen mit langen Stangen
über die Gräben und jagten die schwer-
fälligen Landser. Die konnten nicht aus-
weichen, versanken buchstäblich im
Schlamm. Nach der dritten Angriffswel-
le stoben sie in Panik davon - sofern das
überhaupt noch ging. Tausende verloren
ihr Leben, die meisten ertranken, und
wen die Dithmarscher erwischten, den
schlugen sie gnadenlos tot. Sie hatten ih-
re Freie Bauernrepublik gerettet - für 59
Jahre. Dann kam ein neues Heer, dies-
mal besser ausgerüstet und vor allem im
Sommer. Vorbei war es mit der Freiheit.
500 Jahre später wurde dieser Schlacht
hochoffiziell gedacht. Die damalige Mi-
nisterpräsidentin Heide Simonis sprach
zu 1000 geladenen Gästen, und Dith-
marschens Kreispräsident stellte kernig
fest: „Wi hebbt hier nie een König oder
Kaiser hatt.“ (Wir haben hier nie einen
König oder Kaiser gehabt.) Die Dith-
marscher sind immer noch eigen, und
das drücken sie so aus: „Wi könnt stolt
wesen op unsere Geschicht.“ (Wir kön-
nen stolz sein auf unsere Geschichte.)
Ein Gedenkstein zur Erinnerung an
diese Schlacht wurde schon 1900 aufge-
stellt. Zum 500. Jahrestag baute man nun
noch einen kleinen Schau-Pavillon hin-
zu, in dem der Kampf mit Zinnsoldaten
anschaulich nachgestellt ist.
± Anfahrt: Von Heide auf der B 5 6 km in Richtung
Meldorf fahren, bis kurz hinter den Ort Hemming-
stedt. Etwa 500 m außerhalb weist von der B 5 ein
Schild nach rechts zur „Dusenddüwelswarft“, genau
dort stehen Gedenkstein und Pavillon. Und genauso
wird wohl den Dänen auch das entfesselte Dithmar-
scher Heer vorgekommen sein, als „Tausend Teufel“
nämlich.
Wöhrden
Diese Kleinstadt von etwa 1300 Einwoh-
nern lag bis zum 16. Jh. direkt an der
Nordsee und hatte auch einen Hafen. Im
Zuge von Landgewinnungsmaßnahmen
ist die Küste mittlerweile gute 10 km
nach Westen gewandert. Wöhrden wur-
de erstmals 1281 urkundlich erwähnt.
Der Ortskern liegt um die erhöht auf
einer Wurt stehende Kirche St. Nicolai.
Ihr Vorgängerbau aus dem frühen 14. Jh.
galt seinerzeit als schönste Kirche neben
dem Meldorfer Dom. 1777 wegen Ein-
sturzgefahr geschlossen und schließlich
abgerissen, wurde 1785 der Grundstein
für das heute noch stehende Gotteshaus
gelegt. Über dem Eingang prangt am
Dreiecksgiebel das Monogramm des dä-
nischen Königs Christian VII. In der Kir-
che finden sich Schätze, die aus der Vor-
gängerkirche übernommen wurden, u.a.
die Glocken aus den Jahren 1453 und
1493. Auch die Antonius-Wilde-Orgel
(1593) stammt aus der Ur-Kirche. Das
Altarrelief stammt von 1613, der 20-ar-
mige Kronleuchter mit Doppeladler aus
dem Jahr 1643 und der schwebende höl-
zerne Taufengel aus dem Jahr 1788. Der
Taufengel kann durch einen Flaschenzug
abgesenkt werden. Der Kirchturm ist
mit seinen 29,50 m Höhe schon von
Weitem zu sehen.
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