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der Nationalpark Wattenmeer über etwa
450 km zwischen dem dänischen Es-
bjerg und dem holländischen Den Hel-
der, es ist damit das größte zusammen-
hängende Wattgebiet der Welt. Es misst
etwa 10.000 km2, der Anteil von Schles-
wig-Holstein beträgt dabei 4400 km2.
Das Watt lebt von den Gezeiten, alle
6,13 Stunden wird es überflutet, knapp
sechs Stunden später liegt es wieder
trocken. Es wird von unzähligen Prielen
durchzogen, schmalen Wasserläufen, die
auch bei Ebbe nur teilweise trockenfal-
len. Diese Priele kanalisieren die Gezei-
tenströme, die den Schlick heranführen.
Der blauschwarze Boden wird so
ständig angereichert durch Mikroorga-
nismen, von denen sich Wattwürmer,
Muscheln und Krebse ernähren. Das
wiederum lockt Wattvögel an, die, Beute
pickend, im Watt herumstolzieren. Etwa
4200 Tierarten leben hier, davon 250
endemische, also Tiere, die nirgendwo
sonst auf der Welt vorkommen. Außer-
dem legen etwa 10-12 Millionen Zugvö-
gel hier alljährlich eine Rast ein. Das
Wattenmeer ist zudem Lebensraum für
mehr als 5000 Pflanzenarten.
schnittlich rechneten die Planer mit Zeit-
spannen von 15 bis teilweise 40 Jahren!
Insgesamt entstanden so an der Westküste
90 Köge seit 1436, als erstmals neues Land
mit dem Alten Wiedingharder Koog gewon-
nen wurde. Wer sich eine detaillierte Karte
der Westküste anschaut, wird bemerken,
dass beinahe durchgängig von der däni-
schen Grenze bis zur Elbe Köge existieren.
Die Nordseeküste von Schleswig-Holstein ist
also weitestgehend künstlich geschaffen.
Landgewinnung war zur Zeit der Nazis ein
Riesenthema, „Schaffung von neuem Lebens-
raum“ hieß es damals. Wahnwitzige Projekte
wurden ernsthaft erwogen, z.B. einen einzi-
gen durchgehenden Deich von Sylt bis Eider-
stedt zu bauen. Realisiert wurden während
der braunen Jahre tatsächlich zehn Köge, ei-
ner trug sogar den Namen des Führers. Die-
ser schaute am 29. August 1935 persönlich
mit großem Gefolge in „seinem“ Koog vorbei.
Nach Kriegsende wurde der Koog dann so-
fort umbenannt.
So wurde seit dem 15. Jh. immer wieder
„vorgedeicht“, die Küs tenlinie tatsächlich
verschoben . Grobe Richtung: von Ost nach
West. 1718 erschuf man den Sophienkoog,
1787 den Kronprinzenkoog, 1854 den Fried-
richskoog und 1935 den Dieksanderkoog.
Und so lag die Stadt Marne nach der Entste-
hung des Koogs etliche Kilometer vom Meer
entfernt. Der letzte Koog wurde in den 80er
Jahren des 20. Jh. in Angriff genommen. Es
ist der Beltringharder Koog, seine 3400 ha
stehen heute unter Naturschutz. Seitdem
wurden keine Köge mehr angelegt, vom Ge-
danken der Landgewinnung hat man sich
verabschiedet.
Die Tierwelt im Watt
Würmer, Muscheln, Schnecken
Das Watt ist Lebensraum einer großen
Zahl von Tierchen. In einem Quadrat-
meter Watt können bis zu 50 Wattwür-
mer oder 20.000 Herzmuscheln oder gar
100.000 Wattschnecken leben!
Ein Wattwanderer wird sicherlich die
vielen kleinen Häufchen bemerken, Kot-
häufchen, wo sich ein Wattwurm (Pier-
wurm) einen Gang gegraben hat.
j Köge sind dem Meer abgetrotzt
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