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her, und das war bitterernst gemeint.
Wer seiner Deichpflicht nicht nachkam,
wurde enteignet. Und darüber wacht,
wie schon zu Zeiten des „Schimmelrei-
ters“ Hauke Haien, der Deichgraf. Er
kontrolliert regelmäßig die Deiche und
repariert kleine Löcher sofort. Heute
trägt zwar der Staat einen Großteil des
Küstenschutzes, trotzdem werden An-
rainer immer noch in die Pflicht genom-
men. Sie zahlen heute Mitgliedsbeiträge
an den Deich- und Sielverband, der die
Deiche instand hält.
Deiche schützen das Land gegen
Hochwasser, aber genauso wichtig sind
Entwässerungsgräben, sogenannte Siele.
Denn der Deich unterbricht natürliche
Entwässerungsrinnen, das waren zu-
meist die Priele. Fehlende Kanäle wür-
den zu einem Süßwasserstau führen.
Deshalb sind Acker- und Weideland von
Gräben durchzogen, die Oberflächen-
und Grundwasser durch den Deich lei-
ten. Das Siel wurde so gebaut, dass es
Wasser vom Meer nicht hineinlässt, es
fällt von alleine zu. Umgekehrt kann das
Wasser aus den Gräben bei Ebbe das
Sieltor öffnen und abfließen.
Seit etwa dem 11. Jh. wird Deichbau
betrieben, zuerst noch einfach, später
äußerst verfeinert. Heute fallen Deiche
zur Wasserseite sehr flach ab, das war
noch zu Zeiten von Storms „Schimmel-
reiter“ ganz anders. Damals waren es
einfache Wände aus Holzbohlen, die auf
der Rückseite mit Klei geschützt waren.
Deichbau war knüppelharte Handarbeit,
schwerer Kleiboden musste transportiert
und an der Holzwand festgestampft wer-
den. Heute verrichten diese Arbeiten
Bagger. Sie legen zunächst einen Sand-
kern an. Darauf wird eine dicke Schicht
Kleiboden gelegt, die an der Außenbö-
schung sacht zum Wasser abfällt. Zum
Schluss folgt eine Rasendecke, die später
von Schafen kurz gefressen und gleich-
zeitig festgetrampelt wird.
Wenn „normale“ Hochwasser auftre-
ten, rollen die Wellen an der langen Bö-
schung ab, die früheren Deiche wurden
oftmals von starken Wogen zerschlagen.
Deichbrüche treten heute vor allem auf,
wenn die Flut über die Deichkrone
schwappt. Dann wird der Deich aufge-
weicht, und irgendwann bricht er.
± Tipp: In Büsum gibt es ein Deichmuseum, wo
auf der freien Wiese verschiedene Deiche aus acht
Jahrhunderten nachgebaut wurden. Sehr deutlich
lassen sich die unterschiedlichen Bau-Techniken er-
kennen (siehe Ortskapitel).
f Auch Schafe betreiben Deichpflege!
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