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Getränke
Harmloses mit Schuss
Schnaps und Bier
Tja, und dann gibt es noch so nette Ge-
tränke wie Pharisäer, Tee-Punsch oder
To t e Ta n t e . Allen gemein ist, dass sie
vermeintlich „nur“ Tee oder Kaffee be-
inhalten, aber in Wirklichkeit in den
Gläsern immer ein Schuss Rum oder
Korn versteckt ist. Wie es zu der Be-
zeichnung „Pharisäer“ kam, wird unter
der Ortsbeschreibung von Nordstrand
verraten.
Der Name „Tote Tante“ wurde mir
mal von einem kernigen Dithmarscher
so erklärt: „Tscha, mien Jung, neeech, dat
ischa nun so, neeech. Wenn du 'ne Tante
hast, 'ne reiche obendrein, neeech, dann
lad' sie mal ein. Stellst ihr erst 'nen Pha-
risäer hin, dat schmeckt ehr bestimmt,
neeech. Dann gib's 'nen Eiergrog. Dazu
haussu 'n Eigelb ins Glas, noch 'nen Et-
löppel Zucker und, na kloor, hittes Wa-
ter. Ach ja, un ja nich' den Rum verges-
sen! So, un' dann gift dat wat anners,
nämlich 'ne Tass' Tee-Punsch, neeech.
Un' dann, mien Jung, dann is' dat sowiet.
Weissu, was du dann nämlich hast? 'Ne
Tote Tante!“ Alles klar? Wer's nicht
glaubt, hier das richtige Rezept: ½ Tasse
süße Schokolade, 1 großes Schnapsglas
Rum und obendrauf einen dicken
Klecks Schlagsahne ergibt eine „echte“
Tote Tante.
Wer so deftig isst, benötigt einen Klaren
zum Nachspülen, einen „Verteiler“, wie
es so schön an der Küste heißt, oder
auch einen „Lütten“. Gemeint ist Korn
oder besser noch Aquavit, wobei die dä-
nischen oder norwegischen Schnäpse
von Kennern bevorzugt werden. Eiskalt
serviert, das Glas muss noch eisbeschla-
gen sein, und dann heißt es: „Nich' lang
schnacken - Kopp in 'n Nacken“!
Und dazu gibt es Bier und sonst
nichts! Die Bügelflasche mit dem Plopp-
Geräusch aus Flensburg hat ja mittler-
weile fast Kult-Status, aber auch andere,
meist kräftige Biere werden in Schles-
wig-Holstein gebraut. So beispielsweise
das andere Bügelflaschenbier, diesmal
aus Dithmarschen, das sogenannte
„Beugelbuddelbeer“.
Grog mit Variationen
Wer im Winter die Küste besucht, der
kommt um einen heißen Grog nicht he-
rum. Norddeutsch-trockene Beschrei-
bung: „Rum mut, Water dörv, Zucker
kann“ (Rum muss, Wasser darf, Zucker
kann) - damit sind die Bestandteile
schon genannt. Diese Mischung wärmt
herrlich durch, z.B. nach einem ausge-
dehnten Spaziergang am winterlichen
Strand. Serviert wird der Grog in dün-
nen, hohen Gläsern, in denen ein Stößel
steckt, mit dem man den Zucker zerklei-
nert und umrührt.
Mischt man den Rum mit Rotwein
statt Wasser, entsteht ein Eisbrecher, da
taut dann sogar der Norden auf!
f Lila Launemacher:
Krokusblüte im Schlossgarten von Husum
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