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Von Halligen und
untergegangenen Inseln
„Heut bin ich über Rungholt gefahren,
die Stadt ging unter vor
sechshundert Jahren.“
Rungholt und Strand sind aber nur die be-
kanntesten Unglücklichen, die von der Karte
verschwanden. Sehr viel mehr kleine Halli-
gen wurden ebenfalls ausradiert. Der Blanke
Hans knabbert beständig seit Jahrhunderten
an Küsten und Inseln, die Sylter können ein
Lied davon singen! Wie viele Halligen bereits
untergingen, kann niemand sagen. Als halb-
wegs gesichert gelten heute Angaben, die
bis ins 12. Jh. zurückreichen. Vor allem bei
schweren Sturmfluten wurden von den Chro-
nisten die Schäden registriert, nur so sind
überhaupt einige der verschwundenen Halli-
gen bekannt geworden.
Peter Sax und Johannes Mejer, zwei Karto-
grafen des 17. Jh., zeichneten erste Land-
karten von der Westküste. Auf diesen sind
noch etliche Halligen verzeichnet, die es
nicht mehr gibt. Insgesamt können Forscher
heute bis zu 90 nicht mehr existierende
Halligen benennen. Aber nicht alle versan-
ken im Meer, einige wurden auch durch Ein-
deichung Teil des Festlands, als bekanntester
Ort sei Dagebüll, einstmals Hallig, genannt.
Halligen bleiben immer gefährdet, denn
viel mehr als nicht eingedeichte Marschinsel-
chen waren sie nie. Auch heute noch er-
schallt bis zu 50 Mal im Jahr der gefürchtete
Ruf „Land unter!“.
Das Fehlen eines Deiches macht eine
Hallig übrigens per definitionem erst zur Hal-
Das dichtete Detlev von Liliencron vor
mehr als einem Jahrhundert. Rungholt, das
sagenhafte Rungholt, hat an der Küste unge-
fähr den Ruf wie das legendäre Atlantis, nur
etwas bescheidener natürlich. Rungholt ist
zwar weniger bekannt, dafür aber tatsäch-
lich existent gewesen. So viel scheint näm-
lich sicher, dass Rungholt von der Sturmflut
Grote Mandränke 1362 verschluckt wurde.
Wattfunde lassen darauf schließen, dass die
Insel einst bei Hallig Südfall lag, aber ganz
sicher sind sich die Experten nun doch nicht.
Ein bisschen Spökenkiekerei gehört dazu,
und noch immer flüstert man sich an Fries-
lands Tresen nach ein paar Grogs zu, dass der
oder die mal wieder die Kirchenglocke von
Rungholt in der bewegten See gehört habe.
Uhaaa, wie schauerlich!
Rungholt jedenfalls versank im Meer, ge-
nau wie viele andere Inseln und Halligen. Die
größte untergegangene Insel hieß Strand.
Sie wurde bei der Zweiten Groten Mandränke
1634 in mehrere Stücke zerschlagen, in
die heutigen Inseln Pellworm und Nord-
strand nebst zweier winziger Halligen. 10.000
ertrunkene Menschen und 1300 zerstörte
Häuser listet eine Chronik auf.
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