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Theodor Storm und Husum
Theodor Storm ist das geflügelte Wort über
Husum als die „graue Stadt am Meer“ zu ver-
danken.
Am 14.9.1817 in Husum geboren, schlägt er
wie sein Vater die Juristenlaufbahn ein. Storm
studiert in Kiel und Berlin Jura, schreibt neben-
bei Gedichte und kehrt aus der Großstadt wie-
der zurück in die graue Stadt. 1843 lässt er sich
dort als Anwalt nieder.
Aber die Dichtkunst lässt ihn nicht los und
Husum, das Meer und Friesland ebenso wenig.
1846 heiratet Theodor Storm Constanze Es-
march, nur ein Jahr später entwickelt sich eine
Beziehung zu Dorothea Jensen. Das geht nicht
lange gut, Dorothea verlässt 1848 Husum. Im
gleichen Jahr bringt seine Ehefrau Sohn Hans
zur Welt.
1849 veröffentlicht Storm die Novelle „Im-
mensee“, seitdem trägt er das Etikett des „Hei-
matdichters“. Theodor Fontane urteilt drastisch,
dass Storm nicht ernst zu nehmen sei, mit seiner
„... jedes vernünftige Maß überschreitenden
lokalpatriotischen Husumerei“. Aber Storm
schreibt nach Feierabend weiter Gedichte und
Novellen.
Dann spült ihn die politische Großwetterlage
doch aus seinem geliebten Husum fort. Storm
unterzeichnet eine Protestnote gegen die däni-
sche Herrschaft in Friesland und verliert darauf-
hin seine Zulassung. Er geht ins Exil nach Pots-
dam, arbeitet dort am Gericht und schreibt wei-
ter nebenher. 1856 wird er Richter in Heiligen-
stadt.
1864 ändert sich die politische Situation im
Norden, Storm kann nach Husum zurückkehren.
Er wird dort Landvogt. 1865 stirbt seine Frau
Constanze, ein Jahr später heiratet er Dorothea
Jensen. 1868 wird er Amtsrichter in Husum und
bleibt doch weiterhin Schriftsteller.
Nach und nach erscheinen seine bekanntes-
ten Werke, 1874 die Novelle „Pole Poppenspä-
ler“, 1876 „Aquis Submersus“, 1878 „Carsten Cu-
rator“. 1880 wird Storm pensioniert, daraufhin
siedelt er um nach Hademarschen. Dort ent-
steht die Novelle „Die Söhne des Senators“. In
den folgenden Jahren werden weitere bemer-
kenswerte Stücke veröffentlicht („Bötjer Basch“),
aber erst 1888 gelingt es ihm sein berühmtestes
Werk, „Der Schimmelreiter“, zu beenden. Am
4. Juli stirbt Theodor Storm, kurz nach Fertigstel-
lung des „Schimmelreiters“ am 9. Februar.
Erzählt wird im „Schimmelreiter“ die Ge-
schichte vom Aufstieg des Hauke Haien aus ein-
fachen Verhältnissen zum angesehenen Deich-
grafen, der mit seinen Ansichten seiner Zeit weit
voraus war. Haien schuf neue, abgeflachte Dei-
che, die die alten, steil errichteten ersetzen soll-
ten. Die Bevölkerung, die Hauke Kraft seines
Amtes zum Deichbau verpflichtete, lehnte seine
„neuen“ Deiche ab. Die Erzählung endet mit
dem Deichbruch in einer Sturmnacht und dem
Untergang des Deichgrafen Hauke Haien und
seiner Familie.
So wird in der letzten von 85 Novellen noch
einmal Storms zentrales Thema deutlich: die
friesische Landschaft, in der ein Einzelner ge-
gen unüberwindbare Mächte von Schicksal,
Engstirnigkeit und Aberglauben vergebens an-
kämpft und letztlich scheitert. Und es wird klar,
dass Storms „Husumerei“ bestenfalls räumliche
Enge bedeutet, keinesfalls geistige. Er sagte
selbst: „Ich bedarf äußerlich der Enge, um inner-
lich ins Weite zu gehen“. Das ist ihm im „Schim-
melreiter“ ganz meisterhaft gelungen.
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