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Husum
Allzu viel Aufhebens von sich mach-
ten die schweigsamen Friesen nie. Flugs
kamen sie unter dänische Herrschaft,
bis Mitte des 19. Jh. wehte der „Dane-
brog“ über Nordfriesland. Das ertrugen
die Friesen, da sie relativ frei waren: Sie
zählten nicht zu den Leibeigenen, hatten
dafür aber Deichpflicht zu erfüllen.
Knapp 160.000 Menschen leben in
Nordfriesland, nicht ganz ein Viertel da-
von auf den Inseln. Das kleine Gebiet
wurde schon frühzeitig durch Naturge-
walten geformt. Der Blanke Hans war
immer allgegenwärtig, seit Siedlungsbe-
ginn kämpfen die Friesen gegen die Flu-
ten. Ihre Küste veränderte sich im Laufe
der Geschichte zigfach. Halligen und
ganze Inseln gingen unter, man versuch-
te sich dennoch durch Deiche zu schüt-
zen und durch Maßnahmen wie den Bau
von Kögen neues Land zu gewinnen.
Kaum zu glauben aus heutiger Sicht,
dass Inseln wie beispielsweise Sylt ein-
mal zum Festland gehörten. Mehrere
Sturmfluten gingen als „Jahrhundert-
fluten“ in die Geschichte ein (1362, 1634,
1825, 1962) und brachten viel Leid und
Not. Küstenschutz war und ist bis heute
ein beherrschendes Thema. Die Grund-
besitzer waren verpflichtet, ihr Gebiet
einzudeichen und somit auch die Allge-
meinheit zu schützen. „Wer nicht will
deichen, der muss weichen“ - dies war
keine leere Floskel, sondern bitterer
Ernst. Wer seiner Deichpflicht nicht
nachkam, wurde enteignet.
Heute kümmert sich der Staat um den
Küstenschutz, die Nordfriesen bleiben
trotzdem fest verwurzelt auf ihrer Schol-
le. Und in ihren Traditionen, z.B. der
friesischen Sprache. Dies zeigt sich neu-
erdings auch wieder in zweisprachigen
Ortsschildern.
„Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
du graue Stadt am Meer.“
Theodor Storm muss widersprochen
werden, Husum ist keineswegs grau! Je-
denfalls nicht an einem schönen Som-
mertag, wenn man ganz entspannt in ei-
nem Café am Hafen sitzt und auf die
bunten Fischerboote schaut. Oder den
Blick über die vielfarbigen Häuserzeilen
schweifen lässt. Oder durch die engen
Gassen stromert und die blühenden Ro-
sen bewundert, die sich an jedem zwei-
ten Haus hochranken. Oder gar im
März, wenn im Schlosspark Millionen
von Krokussen blühen, eine lila Farben-
pracht sondergleichen!
Geschichte
Eine erste Erwähnung in den Chroniken
datiert aus dem Jahr 1252. Damals gab es
eine Schlacht zwischen friesischen Stäm-
men und dem dänischen König Abel, es
ging natürlich ums liebe Geld. Die starr-
köpfigen Friesen wollten keine höheren
Steuern zahlen, Abel zog daraufhin zu
Felde und unterlag daselbst am Milde-
damm bei „Husumbro“ (Husumbrücke).
Ein gutes Jahrhundert später ereignete
sich ein schreckliches Unglück, das aber
für Husum viele Vorteile brachte. 1362
überspülte die Grote Mandränke, eine
der gewaltigsten Sturmfluten der Ge-
schichte, weite Teile der Küste. Das Land
wurde zerrissen, Inseln versanken, ganze
Landstriche wurden dauerhaft unter
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