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Das Eider-
sperrwerk
niemand voraussagen konnte, wie sich
die Strömungsverhältnisse ändern wür-
den. Immerhin fließen 50 Mio. m 3 Wa s -
ser bei jeder Tide in die Eider und zu-
rück. Wenn man da einen Riegel vor-
schiebt, wohin fließt das Wasser dann?
Nach langer Planung ging man in den
1960er Jahren schließlich ans Werk, ver-
baute 40.000 m3 Beton sowie 10.000 t
Stahl. 170 Mio. Mark kostete der Bau.
1973 wurde das Sperrwerk eröffnet.
Ein kilometerlanger Deich wurde ge-
baut, fünf gewaltige Hubtore von 40 m
Breite und eine eigene Schleusenkam-
mer. Die Hubtore werden je nach Tide
geöffnet - dann lassen sie das Wasser
frei strömen - oder geschlossen, dann
verriegeln sie den Zufluss. Über die se-
parate Schleusenkammer können Schiffe
bei jedem Wasserstand in die Eider fah-
ren. Das gesamte Bauwerk ist heute nicht
nur ein wichtiger Bestandteil des Küs-
tenschutzes, sondern auch eine Touris -
tenattraktion.
Und ganz nebenbei entstand durch
den Bau eine nagelneue Straße. Da-
durch mussten Urlauber nicht mehr
ganz nach Tönning hochfahren, sondern
konnte über das Eidersperrwerk schnel-
ler zu den Stränden gelangen und 30 km
sparen - ein angenehmer Nebeneffekt.
Fußgänger können oberhalb der Fahr-
bahn einmal hinüber gehen und das be-
eindruckende Bauwerk aus der Nähe be-
wundern. Direkt am Sperrwerk gibt es
auf beiden Seiten Parkplätze.
Eiderstedt ist eine Halbinsel, die von drei
Seiten von Wasser umgeben ist: Im Nor-
den fließt der Heverstrom nach Husum,
im Westen grenzt die Halbinsel an die
Nordsee, und im Süden schlängelt sich
die Eider vorbei bis tief ins Land hinein.
Bei jeder halbwegs größeren Sturm-
flut wurden immer wieder gewaltige
Wassermassen in die Eider gedrückt, die
in der Folge auch weit von der Nordsee
entfernt liegende Orte überschwemmte.
Auch die vielen Nebenflüsse, allen voran
die Treene, waren dann von Hochwasser
betroffen. Gleichzeitig spülte der Blanke
Hans gewaltige Mengen Sand ins Mün-
dungsgebiet, die bei Ebbe nicht mehr ab-
flossen. Eine Sturmflut hatte also ziemli-
che Auswirkungen. 1962 kam es zu einer
fürchterlichen Sturmflut, bei der im
Großraum Hamburg 300 Menschen er-
tranken.
Danach wurde das Konzept des Küs -
tenschutzes komplett überdacht. Die
Idee war, alle Flüsse, die in die Elbe und
die Nordsee münden, mit einem Fluttor
zu versehen. Drohte eine Sturmflut,
wollte man die Flüsse Oberkante Unter-
lippe volllaufen lassen und dann das Tor
zusperren - genial einfach.
Diese Idee wurde dann auch konse-
quent umgesetzt. Die kleinen Flüsse Pin-
nau, Krückau und Stör (münden alle in
die Elbe) bekamen ihre Sperrwerke, sie
funktionieren noch heute.
Mit der wesentlich breiteren Eider
war es nicht ganz so einfach, aber das
Prinzip wurde auch hier angewandt. Die
Schwierigkeiten lagen u.a. darin, dass
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