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Burg Hohnstein
Die Hohnsteiner
Puppenspieler
Die Burg diente ab dem 16. Jahrhundert
als Jagdschloss, Amtssitz, aber auch
schon als Staatsgefängnis, zwischen
1859 und 1917 als „Korrektionsanstalt
für arbeitsscheue Männer“.
1925 übernahm der Zweigausschuss
Sachsen des Reichsverbandes für deut-
sche Jugendherbergen die verwahrlosten
Gebäude, und am 24. April 1926 wurde
die mit 1000 Übernachtungsplätzen
größte deutsche Jugendherberge eröff-
net. Sie war von Anfang an zugleich
Schulungszentrum der Arbeiter- und
linken Jugendbewegung.
Anfang März 1933 richtete die SA auf
der Burg das „Schutzhaftlager Hohn-
stein“ ein, eines der ersten Konzentrati-
onslager. Konrad Hahnewald, Sozialde-
mokrat und Leiter der Jugendburg, wur-
de der erste „Schutzhäftling“. Er hatte
sich geweigert, die Hakenkreuzfahne zu
hissen. Bis August 1934 wurden 5600
Häftlinge durch das Lager gebracht und
mindestens 140 zu Tode gefoltert. Im
Steinbruch an der Heeselichtmühle, an
der Wartenbergstraße und beim Bau des
Hohnsteiner Sportplatzes mussten Häft-
linge Zwangsarbeit verrichten.
Die Folter-Exzesse auf Hohnstein und
in anderen KZs veranlassten sogar den
damaligen Jus tiz minister Franz Gürtner
zum Handeln: Im „Hohnstein-Prozess“
wurden mehrere SA-Führer und KZ-
Wächter verurteilt - von Hitler
Max Jacob, der legendäre Handpuppenspie-
ler, gründete seine Bühne 1921 in Harten-
stein/Erzgebirge. Die „Kasperfamilie“ siedelte
sieben Jahre später nach Hohnstein um. Dort
spielte sie, wenn sie nicht gerade auf In- und
Auslandstournee war, vor den Besuchern der
Jugendburg. 35 Aufführungen im Jahr - das
war die Miete für die den Puppenspielern
überlassenen Burgräume. Nachdem die SA
die Burg annektierte, musste Jacob auszie-
hen. Mit Unterstützung der Stadt richtete
sich die „Kasperfamilie“ im heutigen Puppen-
spielerhaus ein.
Von 1957 bis zu seinem Tod 1967 war Max
Jacob Präsident der Weltorganisation der
Puppenspieler UNIMA. Sein damaliger Sekre-
tär, Jan Malik aus Prag, schrieb zu Jacobs 70.
Geburtstag, der Hohnsteiner sei „bei aller
scheinbaren Nüchternheit seiner Aussage,
bei all seiner dezenten Ironie, bei aller Durch-
sichtigkeit des Spiels und seiner Inszenierun-
gen ein großer Dichter der Bühne. Sein urei-
genster Bereich ist allerdings nicht das
pomphaft schwungvolle Pathos eines ro-
mantischen Sentiments oder einer tragi-
schen Leidenschaftlichkeit, sondern die
Lach-, Sing- und Tanzlust und frohe Lebhaf-
tigkeit des Volksliedes und Volksreimes. Und
gerade deshalb gehört Max Jacob zu den sel-
tenen Künstlern, denen das Glück beschie-
den ist, gleichermaßen Kinder und Erwach-
sene, Schuhputzer und Universitätsprofesso-
ren beschenken zu können.“ (zit. n. „Beiträge
zur Heimatgeschichte“, Heft 5, Sebnitz 1988).
Jacob selbst hat über sein Leben in dem Buch
„Mein Kasper und ich“ geschrieben (Greifen-
verlag Rudolstadt, 1964).
jedoch
ausnahmslos begnadigt.
1935 übernahm die Hitlerjugend
Hohnstein als „Wehrertüch tigungs la -
ger“. Mit Kriegsbeginn wurden auf der
Burg polnische und französische Offi-
ziere interniert, ab 1941 sowjetische und
jugoslawische Kriegsgefangene. Nach
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