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Seit Hans Christian Andersen die fol-
genden Zeilen schrieb, hat sich so viel
nicht geändert: „Wir stiegen stufenweise
immer tiefer in ein Tal hinab; es war der
Uttewalder Grund. In der wunderbars-
ten Gestalt erhoben sich hier die Felswän-
de an beiden Seiten, herrlich bewachsen
mit Kräutern und buntem Moos; Sträu-
cher und Bäume standen in malerischen
Gruppen zwischen den Klüften, tief un-
ten stürzte ein kleiner Bach hin, und hier
oben über uns sahen wir einen schmalen
Streifen, ein kleines Stück von dem grau-
bewölkten Himmel. Bald traten die Fels-
wände so nahe aneinander, daß wir nur
noch einer hinter dem anderen gehen
konnten; drei ungeheure Felsblöcke wa-
ren von oben herabgestürzt und bildeten
ein natürliches Gewölbe, unter dem wir
durchgehen mußten.“
Götzinger notierte: „Was aber diesen
engen Weg noch interessanter macht,
sind die großen Steinblöcke, welche von
oben herein so sonderbar eingestürzt
sind, daß die beiden ersten in fast ganz
gleichen Entfernungen und in so glei-
cher Höhe von dem Boden 2½ Ellen he-
rauf festsitzen, als wären sie mit allem
Fleiße und mit Hülfe des Richtscheites
eingelegt.“
Dem Wegweiser „Bruno-Barthel-
Weg“ folgend, wird eine Hochfläche er-
reicht, aber nur für einige Schritte, dann
geht es tief hinab in den Kohlgrund. Das
Naturtheater wird von kulissenartig an-
einandergereihten Felswänden gebildet
- hier öffnet sich wieder der Höllen-
grund. Und durch die Hölle geht es ge-
radewegs zum Steinernen Tisch, erbaut
1710 für ein kurfürstliches Jagdfrüh-
stück. Bald taucht erstmals der histori-
sche Name Fremdenweg auf. Dann ist es
nicht mehr weit bis zur Bastei!
Der in Medingen (bei Dresden) ge-
borene Fried rich Märkel war eine
Kapazität auf dem Gebiet der Käfer-
forschung. Bei ihm informierten
sich Alexander von Humboldt und
andere bedeutende Wissenschaftler.
Märkels Käfersammlung wurde
nach dessen Tod von der Dresdner
Naturwissenschaftlichen Gesell-
schaft übernommen. Heute gehört
sie zum Bestand des Sächsischen
Naturkundemuseums.
Weiter geht es durch den im Herbst
besonders farbenprächtigen Uttewalder
Grund.
Der kürzeste Weg führt nun bald nach
rechts durch den Zscherregrund und in
den Höllengrund. Wenn man weiß,
dass „Zscherregrund“ aus dem tsche-
chischen černý = schwarz abgeleitet ist,
sind diese beiden Namen Landschafts-
beschreibung genug. Rechts am Weg ist
ein Strudeltopf zu sehen: eine topfför-
mige Vertiefung von 70 Zentimetern
Durchmesser, die während der Elstereis-
zeit von herabstürzendem Schmelzwas-
ser in den Sandstein gebohrt wurde. Die
Innenwand des Strudeltopfes zeigt wie
bei einem Gewinde feine Schraubenlini-
en, die vom Geröll geschnitten wurden.
Der etwas längere Weg führt weiter
durch den abwechslungsreichen Utte-
walder Grund bis zum historischen
Gasthaus „Waldidylle“ und dem von
drei herabgestürzten, ineinander verkeil-
ten Blöcken geformten, unzählige Mal
gezeichneten, beschriebenen und er-
wanderten Felsentor.
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