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Viele Wohnhäuser könnten hier noch
beschrieben werden; das wertvollste Pir-
naer Bauwerk aber ist die Stadtkirche
St. Marien. Ihr aus dem Häusergewirr
aufstrebendes, spitzwinkliges Dach und
der daneben trutzig wirkende Turm be-
herrschen das Bild der Stadt. Mit 19,50
Metern ist dieses Dach anderthalb Meter
höher als die Kirche bis zum Traufge-
sims. St. Marien ist eine der bedeutend-
sten Hallenkirchen der Spätgotik in der
sächsisch-nordböhmischen Region. Ver-
gleichbare Kirchen stehen in Annaberg
(im Erzgebirge) und Most (in Brüx,
Westböhmen).
Ein Bergpfad und Stufen führen vom
verwinkelten Kirchviertel den Burgberg
hinauf zur Festung Sonnenstein. Beim
Umherstreifen auf den markierten
Rundwegen (45-90 Min.) genießt man
eindrucksvolle Blicke über die Stadt.
Führungen vermitteln die militärhistori-
sche Zeit der Festung, die heute zu ei-
nem guten Teil vom Landratsamt Säch-
sische Schweiz/Osterzgebirge genutzt
wird. Im hinteren Teil des Festungsge-
ländes erinnert eine Gedenkstätte an die
von den Nationalsozialisten auf dem Ge-
lände der ehemaligen Heil- und Pflege-
anstalt betriebene Tötungsanstalt und
ihre 13.720 Opfer (siehe Exkurs „Der
Sonnenstein über Pirna“).
winzige zentrale Platz dieses Viertels, er
wird an drei Seiten von niedrigen Wohn-
häusern des 18. und frühen 19. Jahrhun-
derts eingerahmt. In der Mitte des Plat-
zes steht die lebensgroße Skulptur einer
Frau, die mit Rosen in der Hand unbe-
kleidet auf einem Delfin balanciert. Die
Dame wird Georg Wrba zugeschrieben,
einem Dresdner Bildhauer und Akade-
mielehrer, der auch den „Bacchus auf
trunkenem Esel“ vor dem Dresdner
Ratskeller schuf.
Neben der Dame steht einer dieser
Sandstein-Trogbrunnen, von denen es
in Pirna mehrere gibt, allein drei auf
dem Marktplatz. Dieser hier ist der ältes-
te, er stammt aus dem Jahr 1697. Die
Schifftorvorstadt ist ein reizvoller Win-
kel, der von den Elbfluten leider zuwei-
len hart getroffen wird. Ehrwürdige Spu-
ren des Alters trägt auch die aus der Vor-
stadt herausführende Plangasse. Am
Haus Nr. 6 erinnert eine Tafel an das
„Pirnsche Elend“ unter der schwedi-
schen Besatzung.
Zwischen Markt und Elbe
Auf dem Rückweg entlang der Bahnlinie
gelangt man zum Steinplatz. Auf dem
Stadtplan sieht das von der Langen Stra-
ße und dem Weg Am Zwinger begrenzte
Viertel aus wie ein Schiff: den Steinplatz
vor dem Bug und das Kloster hinter dem
Heck.
So unspektakulär die Lange Straße
zunächst aussieht, bewahrt sie doch
Kleinode aus der für Pirna wichtigsten
Bauzeit: Am Haus Lange Straße 3 das
Sitznischenportal aus dem 16. Jahrhun-
dert, an Nr. 8 die gotischen Fensterge-
wände. Nr. 10 ist ein spätgotischer Bau,
Schifftorvorstadt
Vom Kirchplatz führt die Niedere Burg-
straße (Richtung Elbe) zur Langen Stra-
ße. Wenige Schritte elbaufwärts liegt, an
den Burgberg geduckt, wie vergessen die
Schifftorvorstadt. Hier lebten die Stein-
metze, die Fischer und Schiffer, Flößer
und Schiffszieher. „Am Plan“ ist der
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