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Der Sonnenstein über Pirna
Seit dem 17. Jahrhundert hatte das auf dem Pir-
naer Burgberg thronende Schloss Sonnenstein
als militärische Festung gedient.
Eine königliche Verfügung übereignete den
Sonnenstein 1811 der „Commission für die Lan-
des-, Straf- und Versorgungsanstalten“ zur Ein-
richtung einer Anstalt für Geisteskranke. Noch
im gleichen Jahr konnte in der umgebauten Fes-
tung die „Königlich-Sächsische Heil- und Ver-
pflegungsanstalt Sonnenstein“ eröffnet wer-
den. Der Sonnenstein war die dritte deutsche
Anstalt, die sich durch humane Krankenbehand-
lung und Frühformen psychotherapeutischer
Maßnahmen auszeichnete.
Mit Erlass des Sächsischen Innenministeriums
wurde ab Oktober 1939 die bereits teilweise ge-
räumte Heil- und Pflegeanstalt aufgelöst. An-
fang 1940 inspizierte den Sonnenstein eine
Kommission der nach ihrer Adresse in der Berli-
ner Tiergartenstraße benannten „T4-Zentrale“ -
die der „Kanzlei des Führers“ unterstellte, kon-
spirative Schaltzentrale für den vom Naziregime
betriebenen „Euthanasie“-Massenmord an psy-
chisch kranken und geistig behinderten Men-
schen. Ein Teil des hinteren Anstaltsgeländes
wurde ab April 1940 ummauert und in eine Tö-
tungsanstalt mit Gaskammer und Krematorium
umgebaut. Pirna-Sonnenstein war eine der
sechs Anstalten im Deutschen Reich, in denen
Behinderte mit Gas ermordet wurden. 13.720
Menschen starben hier.
Die Gedenkstätte mit Ausstellung, Bibliothek
und Seminarräumen wurde im Jahr 2000 eröff-
net. In den anderen Räumen der ehemaligen Tö-
tungsanstalt hat die AWO-Pirnaer Werkstatt für
Behinderte ihre dringend benötigten, neuen
und modernen Arbeitsräume erhalten.
± Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Schloss-
park 11, Tel. (03501) 710960, www.stsg.de, Mo-
Fr 9-15 Uhr, jeden ersten Samstag im Monat
11-16 Uhr.
Haus. Ein Relief am Renaissancehaus
Am Markt 16 zeigt die in Pirna auch an-
dernorts zitierte Jona-Geschichte: wie
Jona über Bord geworfen, von einem
Wal verschlungen und am Ufer ausge-
spien wird; Pirna ist eben auch die Stadt
der Elbeschiffer. In dem besonders rei-
chen Renaissancehaus Niedere Burg-
straße 1 wohnte der Baumeister des Pir-
naer Rathauses, Wolf Blechschmidt. Heu-
te befindet sich darin aber nicht das Re-
naissance- sondern das „Romantik-Ho-
tel“. Auch das im Kern spätgotische Haus
Obere Burgstraße 1 steht mit einem Gie-
bel zum Kirchplatz, bekannt ist es durch
den reich verzierten, 1622 angebauten
Te u f e l s e r k e r. Das klassizistische Haus
Nr. 8 auf dieser Straße gehörte als Maria-
Anna-Heim zur Heil- und Pflegeanstalt
Pirna-Sonnenstein (siehe Exkurs „Der
Sonnenstein über Pirna“). An der Stra-
ßenecke steht das Erlpeterhaus mit sei-
nem schon im 14. Jahrhundert bekann-
ten Erlpeterbrunnen. Der Renaissance-
umbau dieses gotischen Gebäudes wird
ebenfalls Blechschmidt zugeschrieben.
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