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Bauten der 1950er bis zur Gegenwart
prägen die Ost-West-Magistrale Wils-
druffer Straße. Auf der Höhe des Alt-
markts steht der Kulturpalast (1966/69)
des Architekten Wolfgang Hänsch
(1929-2013). Ob mit Konzerten der
Dresdner Philharmonie, Dixielandfesti-
val, Jazz und Rock, Schlager und Volks-
musik, das multifunktionale Gebäude
war seit der Eröffnung das kulturelle
Zentrum Dresdens. Derzeit und bis
mindestens 2017 wird das denkmalge-
schützte Haus komplett umgebaut zu
einem Konzertsaal für die Philharmonie
und die Sächsische Staatskapelle sowie
als Standort der Stadtbibliothek und
Heimstatt des Kabaretts „Die Herkules-
keule“. Dieses Unterfangen, bei dem nur
die denkmalgeschützte Hülle sowie das
markante Kupferdach erhalten bleiben
sollen, ist umstritten, zumal den beiden
Spitzenorchestern durchaus ein eigenes
Konzerthaus angemessen wäre und die
Unterhaltungsveranstaltungen verbannt
werden.
Einzige Erinnerung an das alte Dres-
den an dieser Straße ist das spätbarocke
Landhaus (1770/76), erbaut als Ta-
gungsstätte für die sächsischen Land-
stände. Heute beherbergt es das Stadt-
museum und die Städtische Galerie.
Drei Stockwerke werden durch ein im-
posantes Rokoko-Treppenhaus verbun-
den. Für die im Jahr 2006 an den Giebel
angebaute Rettungstreppe fehlen einem
die Worte.
Bei der Neugestaltung des Altmarkts
wurde erstmals die Kreuzkirche (1764/
92) in diesen Platz einbezogen; vor der
Zerstörung standen um den kleinen
Kirchplatz die Häuser der Altmarkt-
Südseite. Auf Dresdens ältestem Stadt-
kern wurde 1165 die Nikolaikirche mit
Kreuzkapelle errichtet, der dort gegrün-
dete Knabenchor besteht noch heute, als
weltberühmter Dresdner Kreuzchor.
Die spätbarocke Kirche überrascht
mit einem beinahe düsteren Innenraum.
Nur Rudimente an Altar und Orgelem-
pore blieben von den Jugendstilmalerei-
en. Beim Wiederaufbau wurde Rauputz
aufgetragen. Vom Frühjahr bis Herbst ist
die Aussichtsplattform im Kirchturm ge-
öffnet.
Auf dem 98 Meter hohen Turm des
benachbarten Neuen Rathauses (1905/
10) steht der vergoldete Rathausmann,
der mit seiner die Stadt segnenden Hand
alle anderen Türme überragt. Das Portal
des Rathauses wird von einem vergolde-
ten, schmiedeeisernen Gitter verziert,
der „Goldenen Pforte“. Auf dem schatti-
gen Platz davor steht die „Trümmer-
frau“, ein Denkmal für die Frauen, die
nach Ende des Krieges die Stadt von den
Trümmern beräumt und so den Wieder-
aufbau vorbereitet haben.
An der Rückseite des als Hotel wie-
deraufgebauten spätbarocken Gewand-
hauses (1768) befindet sich der Dinglin-
gerbrunnen (1718), den sich der Hofju-
welier und Goldschmied Johann Mel-
chior Dinglinger anfertigen ließ. Das be-
nachbarte Eckhaus Ringstraße ist mit ei-
nem Kinderfries aus dem Jahr 1535 ver-
ziert, das Relief befand sich einst am
Wohnhaus des Komponisten Heinrich
Schütz.
f Das moderne Dresden: die Prager Straße
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