Travel Reference
In-Depth Information
Frühromantik
Krone zu erhalten, konvertierte er 1697
zum Katholizismus.
August der Starke prägte das Bild die-
ser Stadt wie kein anderer Herrscher vor
und nach ihm. Er ließ den Zwinger bau-
en, das Japanische Palais, und er holte
Architekten, Musiker und Maler aus den
europäischen Kunstmetropolen an die
Elbe. 1600 zählte Dresden 15.000 und
1756 bereits 63.000 Einwohner.
Den Schleizer Alchimisten Johann
Friedrich Böttger ließ August der Starke
auf Festung Königstein und in die
Dresdner Kasematten einsperren: Bött-
ger sollte „Gold machen“ und Augusts
Leidenschaft für Porzellan finanzieren
helfen. Gold machte Böttger nicht, doch
er vermarktete als Erster die seinem
Lehrmeister Ehrenfried Walther von
Ts chir n h au s (1651-1708) zugeschriebe-
ne Erfindung des europäischen Porzel-
lans. Bereits 1710 wurde die bis heute
weltberühmte Meissener Porzellanma-
nufaktur gegründet. Meissener Porzel-
lan - nur echt mit den gekreuzten, blau-
en Schwertern.
Schlimmer als unter dem Dreißigjäh-
rigen Krieg litt die Stadt unter der preu-
ßischen Besatzung während des Sieben-
jährigen Krieges. Am 19. Juli 1760
schoss die preußische Artillerie die Alt-
stadt zusammen. Der Wiederaufbau zog
sich hin. Um 1800 schrieb Johann Gott-
fried Herder die Worte: „Blühe, deut-
sches Florenz, mit deinen Schätzen der
Kunstwelt!“ Daraus entstand bald das
geflügelte Wort vom „Elbflorenz“, das
von zugereisten Politikern und Journa-
listen immer wieder gern, von den
Dresdnern selbst jedoch bestenfalls iro-
nisch verwendet wird. Eine Schokola-
den-Fabrik der DDR-Zeit hieß „VEB
Elbflorenz“.
1806 wurde Sachsen Königreich. In der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zur
Zeit der Frühromantik, war Dresden ein
intellektuelles Zentrum des aufstreben-
den Bürgertums. In den Häusern von
Christian Gottfried Körner (Loschwitz)
und Gerhard von Kügelgen (Neustadt)
trafen sich junge, revolutionäre Maler,
Dichter und Wissenschaftler. Carl Maria
von Weber war Musikdirektor in der El-
bestadt. Seine in Dresdens Umgebung
entstandene romantische Oper „Der
Freischütz“ wurde allerdings nicht in
Dresden, sondern in Berlin uraufge-
führt.
Im Mai 1849 erreichte die bürgerliche
48er-Revolu tion auch die Residenz-
stadt. Auf dem Altmarkt standen Barri-
kaden, unter den Aufständischen waren
Richard Wagner, Gottfried Semper
und
Michail Bakunin.
Industrialisierung
Dresdens Industrialisierung setzte in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein.
1839 fuhr von Leipzig nach Dresden die
erste Ferneisenbahnlinie Deutschlands,
1851 eröffnete man die Eisenbahnlinie
Dresden - Prag. 1850 hatte Dresden
100.000 Einwohner, 1875 schon 200.000
- die viertgrößte Stadt Deutschlands. In
Dresden produzierte Deutschlands erste
Zigarettenfabrik (1862), die der Stadtsil-
houette 1909 mit ihrem moschee-
ähnlichen Tabakkontor „Yenidze“ (auf
sächsisch: „Schenietse“) ein orientali-
sches Licht aufsetzte. Dieses Kontor war
der erste Stahlskelettbau Deutschlands.
Für den industriellen Aufstieg der Stadt
5
Search WWH ::




Custom Search