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geschichte von 1806 bis 1945. In der
1621 erbauten Magdalenenburg resi-
dierten der Hof und seine Gäste, im Kel-
ler lagerte der Wein und was sonst an
Proviant nötig war. 1725-1818 lag im
heute zugänglichen Kellergewölbe das
von August dem Starken beim Baumeis-
ter Pöppelmann in Auftrag gegebene
Riesenfass. 250.000 Liter Wein im größ-
ten Fass der Welt! August der Starke
wollte unbedingt den Kurfürsten von
der Pfalz ausstechen und dessen Heidel-
berger Fässer überbieten. Nach einem
Entwurf Pöppelmanns bauten vier Bött-
cher drei Jahre lang an dem Fass. Nur ein
einziges Mal soll es mit Meißner Wein
gefüllt gewesen sein. Beim Umbau der
Magdalenenburg zum Proviantlager
1819 wurde es abgetragen.
Am „Marktplatz“ der Festungsstadt
steht auch das Brunnenhaus. Das ge-
genüberliegende, 113 Meter lange Gar-
nisonshaus (1589) ist die älteste erhalte-
ne deutsche Kaserne. Hier wohnten 32
Soldatenfamilien.
Ein Durchgang führt zum nächsten
Platz, mit dem Alten Zeughaus (1594).
Wie der Name sagt, wurden hier früher
Waffen und Ausrüstungen gelagert.
Nach 1871 wurden Zellen für Gefangene
eingebaut. Heute zeigt ein Museum die
sächsische Artillerie-Geschichte. Die
500-jährige „Faule Magd“ ist eines der
ältesten Geschütze Europas. Sie wurde
mit Steinkugeln geladen. Im Erdge-
schoss ist das von drei Säulen getragene
Kreuzgratgewölbe des Renaissancebaus
zu sehen.
Der Abratzkykamin ist nach dem ein-
zigen Eroberer der Festung König-
stein benannt, nach dem Schornstein-
fe ger gesellen Sebas tian Abratzky aus
Mahlis, einem Dorf bei Oschatz. Der
18-Jährige wollte sich eines Montag-
morgens in Königstein für den Eisen-
bahnbau bewerben. Doch vor der Pla-
ckerei kommt das Vergnügen. Seinen
letzten freien Sonntag, den 19. März
1848, nutzte er, um in dreistündiger
Kaminkletterei ohne Hilfsmittel die
militärisch bewachte Festung zu be-
steigen. Die Meldung von dieser Be-
zwingung des Königsteins ging durch
die internationale Presse. Festungs-
kommandant Birn baum ließ Abratzky
12 Tage einsperren
Eine der schönsten Sichten vom Kö-
nigstein hat man an „Zobels Ecke“, dem
südlichsten Felsvorsprung. Der Blick
reicht von den Schrammsteinen über
den großen Winterberg zum Gebiet der
Steine und den Zschirnsteinen, vorn das
Tal der Biela.
Ein schmaler Gang führt nun an der
Brustwehr der Festungsmauer entlang.
Dieser Zickzack-Weg gibt noch eine Ah-
nung vom ursprünglichen Aussehen des
Königsteins. Hinter dem zweiten Wa c h -
turm liegt die Pestkasematte, von der
man nicht genau weiß, ob da unten
wirklich einmal Pestkranke auf ihr Ende
warten mussten; nach dem dritten der
Abratzky kamin.
Die Ostspitze des Massivs heißt Kö-
nigsnase. Von hier sieht man ein Bild
von der Bastei über Lilienstein,
j Die Kirche St. Marien in der Stadt Königstein
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