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ten. Dennoch hat die „Seidenblumen-
stadt“ am Nationalpark ihre Reize: das
Haus Deutsche Kunstblume, die Grün-
derzeit-Bauten der Textilindustrie, das
klassizistisch-schlichte Zentrum, ländli-
che Viertel mit Umgebindehäusern und
die einladende Umgebung.
Die Kulturgeschichte dieser Stadt, die
vom Weltruf einer Nischenproduktion
und der märchenhaften Volkskunst lan-
ger Winterabende bestimmt wurde, ist
allemal einen spannenden Exkurs wert.
Die sanft hügelige Umgebung macht
Sebnitz auch im Winter zum Reiseziel.
Skiwanderer finden gespurte Loipen; im
Böhmischen erstrecken sich weithin ein-
same Wälder.
ge. In Sebnitz wurde die Kunstblumen-
fertigung industrialisiert. 1905 waren in
der Stadt und den umliegenden Dörfern
mehr als 10.000 Menschen mit der An-
fertigung von künstlicher Blütenpracht
beschäftigt, die meisten unter erbärmli-
chen Umständen in Heimarbeit. Sebnitz
war das Zentrum deutscher Kunstblu-
menproduktion. Von 1909 bis 1921 gab
es sogar eine Kunstblumenfachschule.
Mit dem Anschluss an das Eisenbahn-
netz 1877 kamen auch Maschinenbau
und Elektrotechnik nach Sebnitz. In der
DDR-Administration war Sebnitz Kreis-
stadt. Der 1953 gegründete VEB Kunst-
blume Sebnitz exportierte für die DDR
künstliche Blüten in 30 Länder. Zweimal
im Jahr leuchtete republikweit Sebnitzer
Blumenkunst am Revers der Werktäti-
gen: am 1. Mai die rote Nelke und zum
Internationalen Frauentag am 8. März
ein breiteres floristisches Sortiment.
Heute werden in der Seidenblumenstadt
noch immer Kunst- und Seidenblumen
gefertigt - für Besucher zu erleben im
Haus Deutsche Kunstblume -, zudem
bestimmen Handwerks- und Dienstleis-
tungsunternehmen sowie der Tourismus
das wirtschaftliche Leben der Stadt. Seb-
nitz ist Ausgangspunkt für Wanderun-
gen in die Hintere Sächsische oder in die
Böhmische Schweiz, am Stadtrand gibt
es Skiabfahrtshänge und fantastische
Loipen, Freibad und Gondelteich.
Von seinen böhmischen Nachbaror-
ten Mikulášovice (Nixdorf ) und Dolní
Poustevna (Niedereinsiedel) war Sebnitz
über 50 Jahre durch eine undurchlässige
Grenze getrennt. Heute führen zwei
Straßen nach Tschechien, ab Sommer
2014 verkehrt die Bahn zwischen Seb-
nitz und Dolní Poustevna im Zweistun-
dentakt.
Geschichte
Sebnitz wurde 1423 erstmals genannt, ist
aber wahrscheinlich älter. Die Sebnitz als
Grenzfluss fließt bereits in einer Urkun-
de von 1241. Der Name kommt aus dem
Slawischen und bedeutet Finkenbach.
Neben den bäuerlichen Höfen bestimm-
ten beizeiten Leinewebereien das Leben
in Sebnitz. 1509 wurde eine Leineweber-
Innung gegründet. „Sebnitzer Zeuge“
hatten einen Namen am Dresdner Hof
und auf der Leipziger Messe. Erst An-
fang des 18. Jahrhunderts zogen die
Maurer, Tischler, Zimmerleute und Gla-
ser nach. In dieser Zeit wurde Sebnitz
das wirtschaftliche Zentrum des Amtes
Hohnstein. Als Mitte des 18. Jahrhun-
derts die Leineweberei zusammenbrach,
fanden die Leute in der Produktion von
Petroleumlampen und Tapetenpapier,
besonders aber in der aus den böhmi-
schen Dörfern übernommenen Kunst-
blumenherstellung neue Erwerbszwei-
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