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Umgebindehäuser
zu errichten; Blockbauten mit waagerechten
Balken speicherten gut die Wärme und entspra-
chen dem wechselhaften Klima der Region. Bei-
de Konstruktionsarten in einem Bau miteinan-
der fest zu verbinden, ist aufgrund der Zellstruk-
tur des Holzes nicht möglich: Längs zur Faser ist
die Verkürzung des Holzes beim Austrocknen 15
mal kleiner als quer zur Faser. Die geniale Lö-
sung bestand darin, zwei Häuser in einem zu
bauen: Um die Blockstube wurde das Fachwerk
errichtet, abgestützt durch eine Holzkonstruk-
tion. Die Stützkonstruktion, das „Umgebinde“,
steht mit einigen Zentimetern Abstand vor der
Blockstube; „umbindet“ das Erdgeschoss und
nimmt alle Lasten des oberen Geschosses (spä-
ter auch der oberen Geschosse) auf.
Während den stehenden Hölzern alle Trage-
funktionen zufallen, übernehmen die waage-
recht liegenden Hölzer nur noch die Wär-
mefunktion. Eine technisch wie ästhetisch über-
zeugende Bauweise.
In den Dörfern der Hinteren Sächsischen
Schweiz, besonders häufig in Hinterhermsdorf
und Saupsdorf, aber auch in der Böhmischen
Schweiz, stehen noch die Sägemühlen und
Dorfkneipen sowie die Häuser der Leineweber
und Tuchmacher, der Kleinbauern und Hand-
werker, mit denen eine einzigartige und bis
heute lebendige Volksarchitektur erhaltenge-
blieben ist.
Das Umgebindehaus entstand im Grenzge-
biet zwischen dem traditionellen slawischen
Blockbau und dem fränkischen Fachwerkbau. Es
bewährte sich als ein ländliches Haus für viele
Anforderungen.
Vermutlich begann die Geschichte des Um-
gebindehauses schon im 14. Jahrhundert. Die
ältesten erhaltenen Umgebindehäuser, etwa
das „Reiterhaus“ in Neusalza-Spremberg in der
Oberlausitz, sind um die 350 Jahre alt. Fränki-
sche Siedler, die im Zuge der Ostexpansion ab
dem 11. Jahrhundert über Elbe und Saale zo-
gen, haben wohl zunächst die reine Holzbau-
weise der Slawen übernommen. Doch mit der
zunehmenden Siedlungsdichte wurde Bauholz
knapp und der Verbrauch durch die Landesher-
ren eingeschränkt. Das dürfte ein Grund gewe-
sen sein, der die Entstehung einer neuen Bau-
weise förderte.
Fachwerkhäuser mit senkrechten Holzbalken
waren sehr stabil und schnell und holzsparend
f Umgebindehaus in Sebnitz
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